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Herzlich überflüssig

■ CardioClinic: Gutachten behauptet, in Hamburg wird zu viel am Herzen operiert

Die alte Gesundheitsbehörde bringt den neuen Gesundheitssenator in Verlegenheit: Im Streit um die CardioClinic hatte SPD-Gesundheitssenatorin Karin Roth ein Gutachten in Auftrag gegeben, um das Thema auf die Zeit nach der Wahl zu verschieben. Das von der Behörde unter Verschluss gehaltene Ergebnis liegt der taz hamburg vor: Der gutachtende Professor Dietrich Birnbaum aus Regensburg befand, dass die Behörde recht da-ran tat, die CardioClinic aus dem Krankenhausplan auszuschließen und argumentiert: In Hamburg wurden im vergangenen Jahr 3634 Herzoperationen mit Herz-Lungen-Maschine durchgeführt. Und weil die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz-, und Gefäßchirurgie seit Jahren empfehle, dass auf eine Million Einwohner nicht mehr als 1000 bis 1200 solcher Operationen kommen sollten, ist Hamburg also ein „Importgebiet“.

Die Behörde hatte außerdem gefragt, ob eine Herzchirurgie eine Mindestzahl an Operationen durchführen sollte. Ja, befand Birnbaum: mindestens 800, besser aber über 1000 OPs wären für Routine, Expertise, eben für die Qualität erforderlich. Mitte der 90er Jahre operierte die Eimsbütteler Klinik etwa 950 Herzen. Jetzt würde sie sich mit 700 bescheiden und fordert, mit 25 Betten in den Krankenhausplan aufgenommen zu werden.

Birnbaum, der nach Aussagen von Hans-Martin Stubbe, leitender Herzchirurg der CardioClinic, für seine Expertise nicht in Hamburg war, nimmt mehr zu Quantität als Qualität Stellung und folgert: „Der Aufbau bzw. die Neuzulassung zusätzlicher Zentren muss notwendigerweise zu Lasten bereits bestehender Einrichtungen gehen.“

Das hat Stubbe nie bestritten. Ihm gehe es um die Anerkennung der Arbeit in der CardioClinic. Auch bevor das Ergebnis des Gutachtens feststand, hatte er dessen Gehalt bezweifelt: „Das ist ein Gutachten, das die falsche Entscheidung der Behörde untermauern soll.“ Gutachter und Fragestellung hätte die Behörde ohne Ausschreibung freihändig entschieden.

Michael Mrocek, Sprecher von Gesundheitssenator Peter Rehaag (Schill), war sich gestern unsicher über die Auswirkungen des Gutachtens, bekräftigte aber die im Koalitionsvertrag geäußerte Absicht, die CardioClinic in den Krankenhausplan aufzunehmen. san

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