: Generationenduell grüner Männer
Nach Rostock dreht die GAL sich wieder um sich selbst. Kandidatenkarussell für die Parteispitze rotiert jedoch nur mäßig ■ Von Sven-Michael Veit
Willfried Maier oder Jens Kers-tan lautet das Generationenduell der Männer um den Chefposten bei der GAL. Vor dem Rostocker Bundesparteitag hatte sich niemand offen aus der Deckung gewagt, jetzt sind die beiden, die Vater und Sohn sein könnten, die einzigen Kandidaten auf der Mitgliederversammlung (MV) am 9. Dezember.
Und selbst sie zieren sich noch: „Es gibt da noch einen offenen Moment an Unsicherheit“, formuliert der 59-jährige promovierte Philosoph Maier, bis zum 31. Oktober Stadtentwicklungssenator und nun Bürgerschaftsabgeordneter. Ungleich prosaischer erklärt Volkswirt Kerstan (35), „interessiert, aber noch nicht entschieden“ zu sein. Der Bergedorfer Kreischef durfte als Nachrücker anderthalb Sitzungen lang in der Bürgerschaft Platz nehmen, bis unter anderem er diesen für die drei ins Parlament zurückkehrenden SenatorInnen wieder räumen musste.
Heute und morgen Abend werden auf getrennten Sitzungen zweier Freundeskreise die letzen Absprachen getroffen. Nicht zuletzt geht es um die Teams. In beiden dabei sind Schwulenpolitiker und Bürgerschafts-Vizepräsident Farid Müller (39) sowie Stefanie Wolpert (24), Vorsitzende der Grünen Jugend. Vermutlich nicht antreten wird aus beruflichen Gründen die 37-jährige Caroline Hoffmann, die Kerstan gern als stellvertretende GAL-Chefin an seiner Seite sähe. Damit würde die Suche nach einer Frau für die Parteispitze weitergehen müssen. „Die Personaldecke“, seufzt jemand aus einem der Freundeskreise, „ist arg dünn“.
Als einziger aus dem bisherigen Vorstand wird Schatzmeister Cars-ten Kuhlmann – „Ich denke ernsthaft darüber nach“ – wohl erneut für diesen Posten kandidieren; die anderen Mitglieder der abgewählten Parteiführung treten nicht wieder an. Der Vorstand um die gleichberechtigten Vorsitzenden Antje Radcke und Kurt Edler war am 3. November zurückgetreten, nachdem er auf einer MV die Vertrauensfrage verloren hatte.
Eine Unwägbarkeit gibt noch die Satzung her. Die GAL-Mitglieder müssen am 9. Dezember zunächst darüber entscheiden, ob die bisherige Doppelspitze durch ChefIn und Vize ersetzt wird; auch steht zur Debatte, die Trennung von Parteiamt und Abgeordnetenmandat aufzuheben. Ohne beide Satzungsänderungen wäre ein GAL-Chef Maier gar nicht möglich. Die KandidatInnenauswahl würde sich weiter eingrenzen.
Zudem muss die MV sich mit einem Antrag beschäftigen, „die GAL wiederzubeleben“. Diesen legte gestern die Gruppe vor, die den Misstrauensantrag gegen den bisherigen Vorstand eingebracht hatte, unter ihnen Kerstan und die ehemalige Parteichefin Kordula Leites. Das dreiseitige Papier beschränkt sich auf organisatorische Vorschläge für eine neue grüne „Debattenkultur“. Programmatisches findet sich dort nicht, räumt Mitautor Lars Andersen ein, Bezirksabgeordneter in Altona. Um Richtungen zu finden, so sein Argument, „müssen wir eine Plattform für breite innerparteiliche Diskussionen überhaupt erst bauen“.
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