: was macht eigenlich ... Wolfgang Jungnickel?
Der Alterspräsident
Sophie-Charlotte Lenski hat einen Vorteil. Sie ist jung, gerade 22 Jahre. Als Studentin stürmte sie im Rahmen des Projekts „Absolute Mehrheit“ die FDP und wurde Bezirksvorsitzende in Tempelhof-Schöneberg. Wäre es nach der Parteispitze gegangen, hätte sie dort als Spitzenkandidatin das jugendliche Image der Comebackpartei bei den Abgeordnetenhauswahlen repräsentiert; und das zudem als absolut jüngste Parlamentsbewerberin.
Wolfgang Jungnickel hat auch einen Vorteil. Er ist alt, schon 73 Jahre. Und weil Lenski angesichts des politischen Stils in ihrem Bezirksverband auf eine Kandidatur verzichtete, zog Jungnickel ins Parlament. Dort ist der Liberale nun der älteste Abgeordnete und darf heute als Alterspräsident die erste Sitzung einläuten. Große Aufgaben sind mit diesem Amt nicht verbunden. Denn das Parlament wählt als Erstes seinen neuen Präsidenten, der dann die Leitung übernimmt. Zuvor darf der FDPler jedoch noch eine Rede halten und mit seiner laut Selbsteinschätzung „flotten Zunge“ die ganze Jungnickelsche Lebenserfahrung zur Geltung bringen. Und davon hat er mehr als genug.
Der gelernte Tierarzt studierte nebenher noch Kunstgeschichte, Archäologie, Völkerkunde und Jura. Schon von 1971 bis 1975 saß er im Abgeordnetenhaus, damals noch für die CDU, und forderte die Einrichtung eines Umweltausschusses. Lange bevor die Grünen überhaupt gegründet wurden oder eine Nachwuchspolitikerin wie Sophie-Charlotte Lenski überhaupt geboren war. Mit der verbindet ihn nur eins: Auch Jungnickel trat als Student zunächst der FDP bei, zu der er nach einem Zwischenspiel bei der Union 1977 zurückkehrte.
Heute hängt sein Herz an der Kultur, vor allem an den Off-Theatern. „Dort wird die deutsche Sprache gepflegt“, meint er. Daher strebt er auch einen Sitz im Unterausschuss Theater an. Dort kennt er sich aus. Den Kulturausschuss besuchte er seit längerem schon als Zaungast. GA
FOTO: FDP
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