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Sich erinnern und fragen

betr.: „Drei Schwächen, eine Zukunft“ von Martin Altmeyer, „10 Jahre Wahrheit“, taz vom 24. 11. 01

Ja, mit dem Erinnern ist das offensichtlich so eine Sache, wie wir aus der Psychoanalyse wissen. „Serbien entwickelt sich, Mazedonien hält zusammen, das Kosovo wählt Rugova.“ Ganz zu schweigen von den glücklichen Frauen in Kabul, die jetzt ohne Burka herumlaufen können, und ihren Männern, die endlich wieder indische Filme sehen dürfen ... Also weg mit der Kritik an den diversen Militäreinsätzen, keine kritischen Fragen mehr, was eigentlich ursprünglich damit erreicht werden sollte, es ist ja was Gutes dabei herausgekommen.

Lasst die Toten ihre Toten begraben, sie starben für einen guten Zweck, gründen wir noch ein paar neue Kleinstaaten auf dem Balkan (auch Afghanistan bietet sich dafür an), die auf unabsehbare Zeit durch fremde Truppen und Wirtschaftshilfe stabilisiert werden müssen (irgendwer wird daran schon verdienen), und fragen wir nie, nie, nie, ob mit den Milliarden, die für Luftangriffe, Militäreinsätze und die Finanzierung von Gruppierungen wie der UÇK, der Nordallianz oder den Taliban ausgegeben wurden, friedliche Konfliktlösungen in den betreffenden Regionen zu haben gewesen wären.

Gut, dass wenigstens die „Wahrheit“ sich beharrlich traut, Fragen dieser Art zu stellen. UTE FINCKH, Berlin

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