Die Manns II

Katia Mann (1883–1980), geborene Pringsheim, Tochter einer der reichsten Familien Münchens, wollte Thomas Mann zunächst nicht: Der blieb jedoch hartnäckig und hatte die Familie Pringsheim größtenteils auf seiner Seite: Der Schriftsteller betrachtete sich als Prinz – Katia sollte seine Prinzessin werden. 1905 feierten sie Hochzeit.

Trotz der sechs Kinder und zwei Fehlgeburten war das Sexualleben des Paares wohl eher verhalten. Thomas Mann erwähnt in seinen Tagebüchern, wie dankbar er Katia für ihr Verständnis sei, dass sie seine Lust nicht erwecken und er ihre nicht befriedigen konnte.

Erika Mann (1905–1969), selbst Schriftstellerin, politisch engagiert und wie ihre Tanten Schauspielerin, war, selbst lesbisch, kurz mit dem schwulen Theatermann Gustaf Gründgens (1899–1963) verheiratet, dem Klaus in seinem Roman „Mephisto“ (1936) ein treffend-umstrittenes Denkmal setzte. 1929 wurde die Scheinehe geschieden.

Offen schwul, süchtig und der Sohn Thomas Manns: damit war Klaus Mann (1906–1949) ein „dreifach Geschlagener“ (Marcel Reich-Ranicki). Als „Eissi“ heranwuchs, begann der Vater sich für dessen nackten Körper zu interessieren, sprach mit seinem Sohn allerdings nicht über die eigenen homosexuellen Neigungen. Klaus, der sich wie sein Onkel Heinrich (und anders als der Vater) früh politisch engagierte, war Zeit seines Lebens ruhelos. 42-jährig starb er an einer Überdosis Schlaftabletten. Thomas Mann klagte das Rücksichtslose und Kränkende des Selbstmords seines Sohnes an.

Ob der zweite Sohn Golo Mann (1909–1994) seine (schwule) Sexualität überhaupt ausgelebt hat, ist umstritten. Golo litt unter dem strengen Ritual im Hause Mann, alles am Erfolg des „Zauberers“ Thomas Mann zu messen, rebellierte aber nicht wie seine älteren Geschwister offen gegen die Eltern: Als Historiker konnte er sich teilweise der künstlerischen Familienkonkurrenz entziehen.

Monika Mann (1910–1992) fällt völlig aus der Familie heraus: Thomas Mann bewunderte Erika, vergötterte gar seine jüngste Tochter Elisabeth – aber zu Monika hatte er keine Beziehung. In einem Interview sagte sie, sie könne sich nicht daran erinnern, jemals ein persönliches Gespräch mit dem Vater geführt zu haben.

Elisabeth Mann (1918) war das unbestrittene Lieblingskind – und ist die Erzählerin des „Jahrhundertromans“ ihrer Familie. Thomas Mann nannte sie zärtlich „Kindchen“, doch gerade sie brach früh aus der Familie aus und schlug einen anderen Weg ein – den der Meeresbiologin und Professorin für politische Wissenschaft.

Das jüngste Kind, Michael Mann (1919–1977), arbeitete dagegen wieder im Sinne des Vaters – an der Herausgabe der Tagebücher Thomas Manns. So erfuhr er, dass seine Eltern ihn eigentlich abtreiben lassen wollten. Die schonunglose Schilderung verkraftete Michael nicht. In der Neujahrsnacht 1977 beendete er mit einer Kombination aus Barbituraten und Alkohol sein Leben.

Sendezeiten: 5., 6. und 7. Dezember, 20.45 Uhr, Arte und 17., 19., 21. Dezember, 20.15 Uhr, ARD. Das Buch zum Film: Heinrich Breloer und Horst Königstein, Die Manns. Ein Jahrhundertroman, S. Fischer, Frankfurt am Main 2001, 478 Seiten, 48,90 Mark