Pausentee mit Film

■ „Halbzeit“-Programm im Metropolis

Mit Halbzeiten oder auch Halbheiten ist das immer so eine Sache: Ob das Glas Pausentee halb voll oder halb leer scheint, hängt von der Perspektive ab. Weisheiten oder auch Weiss-Zeiten dagegen sind: Nach dem Festival ist vor dem Festival und Tschüß – Christina Weiss (Sonnabend, 17.00 Uhr), das Programm honoris causa für die vom Hamburger Wählerverein neulich gefeuerte kurzfilmfreundliche Kulturtrainerin. Ob die als Nachfolgerin auf den Boulevard gespielte Jeannie X weiß, dass Filmspulen rund sind, wird nicht gefragt.

Wahrheiten, Falschheiten und Vergangenheiten sind die Bananenflanken, die das Publikum jubeln lassen, wenn Best of Facts & Fakes (Sonnabend, 21 Uhr) und Das Lächeln des Weltmeisters (Sonnabend, 19 Uhr) in den Netzen zappeln. Das eine ist ein aberwitziges Dribbling an der Strafraumgrenze von Fakt und Fiktion, das andere ein Team im schwarzweißen Trikot, das durch visuelle Artistik überzeugt. RegisseurInnen sind Roman Polanski, Helke Sander, Maya Deren und Michelangelo Antonioni. Warschau 56 und Überschwemmung vom Polanski-Lehrer Jerzy Bossak, der Stapellauf eines Schiffes und Weltmeister, allesamt polnische Filmstürme, zaubern sich regelrecht auf die Netzhäute.

Dass auch der Oscar mal in kurzen Hosen übern Platz läuft, zeigt Oscar in Shorts (Sonntag 15 Uhr). Und wir sehen mal wieder, dass der Pokal seine eigenen Gesetze hat, denn sogar paulianische Underdogs spielen sich ins Finale der Prämierten. Dem Oscar dicht auf den Fersen sind die Best of 01 (Sonntag 17 Uhr), die Abräumer und Publikumsrenner des diesjährigen Hamburger Kurzfilmfestivals. Dass deutscher Humor es zuweilen versteht, die Lederhose im Schrank zu lassen, dafür bedanken wir uns bei Dumm gelaufen! (Sonntag 19 Uhr).

Die Animationsabteilung Phlat Creatures in a World of Linear Food (Sonntag, 21 Uhr) versammelt Filigrantechniker wie Nick Park oder Jan Svankmajer, die mühelos die Künstlichkeit tunneln und elegant für die Galerie tricksen. In der Nachspielzeit (Sonnabend, 23 Uhr) kommen dann endlich die Roten Karten und Schienbeinbrüche zum Zuge, wenn mit den Trash Classix on Celluloid die Reservebank der Leinwandliga den Rasen umpflügt. Tim Gallwitz