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Betr.: Foto-Essay-Band von Georg Pöhlein

Nach dem Text sind die Bilder eine Erleichterung. All die Gebrechen des Alterns – der künstliche Darmausgang, die täglichen Mühen auf der Toilette, der wunde Körper, das schwache Herz –, sie bleiben auf den Fotos unsichtbar. Stattdessen sieht man einen faltigen Nacken, weiß verwuschelte Haare, krumme Beine in langen Unterhosen, ein zufriedenes Gesicht im Rasierspiegel und Brötchen auf dem Kaffeetisch. Gestorben wird trotzdem, denn „Großvater geht“, wie der Foto-Essay-Band von Georg Pöhlein heißt, der im Verlag Bibliothek der Provinz erschienen ist (48 Seiten, 14,83 €/29,01 DM). Dabei sind weder Siechtum noch Sterben der Grund für Pöhleins Bilder, sondern der Wunsch nach einer Annäherung ans Leben: Der Verfall ist vor allem Vollzug von Zeit, die sich dem Körper einschreibt. Die Spuren dieser langsamen Umformung zum Tode hat der 1954 in Münchberg geborene Fotograf in ruhigen Sequenzen dokumentiert, ohne die Hilflosigkeit des Großvaters bloßzustellen. Auch die Erinnerungen im Text suchen nicht nach einer Verklärung des Elends, sie schildern mit teils sprödem Humor, wie jemand hineingewachsen ist in die Armut auf dem fränkischen Land: „wenn er in die stadt wollte, fuhr er per anhalter, wenigstens eine strecke. so ist er auch mit mir manchmal nach hof gestoppt. im kaufhof alles anschauen, nicht viel kaufen, was essen, und damit es nicht zu teuer wird, einen löffel mitgehen lassen“. Bei Pöhlein entwickelt sich aus der familiären Vertrautheit mit dem alten Menschen ein schüchernes Zuschauen, wie es langsam zu Ende geht. Irgendwann rückt die Kamera auf Distanz, zeigt den Großvater im Bett, darüber ein Wehrmachtsbild, um das sich mit den Jahren Efeu gerankt hat. Noch hält eine Pflegerin die ermattete Hand des Alten, dann ist er tot und seine Pantoffeln stehen verlassen im Sonnenlicht. Kitschig ist das nicht, nur traurig.        HF

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