piwik no script img

Hinweise ignoriert

Geheimdienste wussten angeblich von Attentatsplänen auf US-Ziele. Auch Mubarak warnte vor Terrorschlägen

BERLIN rtr/ap ■ Westlichen Geheimdiensten waren nach einem Bericht der Welt Planungen des Muslim-Extremisten Ussama Bin Ladens, zivile Ziele mit entführten Flugzeugen anzugreifen, seit 1995 bekannt. Die Zeitung berichtete gestern unter Berufung auf Geheimdienstkreise, die Pläne seien jedoch nicht als konkrete Gefahr eingestuft worden. Die Planungen unter dem Namen „Projekt Bojinka“ seien im Januar 1995 entdeckt worden, als philippinische Polizisten ein Selbstmordattentat einer Bin-Laden-Zelle auf Papst Johannes Paul II in Manila verhinderten.

Bei der Durchsuchung der Wohnung des dreiköpfigen Selbstmordkommandos seien in einem Computer die Pläne entdeckt worden. Demnach sollten mehrere Passagierflugzeuge auf ihrem Flug in die USA entführt und auf zivile Ziele gesteuert werden. Als Ziele genannt wurden unter anderem das World Trade Center in New York, der Sears Tower in Chicago und die CIA-Zentrale in Langley. Nach einer anderen Variante sollten bis zu elf Verkehrsflugzeuge gleichzeitig gesprengt werden.

Auch der ägyptische Präsident Mubarak hat nach eigenen Angaben die USA noch zwölf Tage vor den Terroranschlägen vom 11. September dringlich gewarnt. „Wir erwarteten, dass etwas passieren würde und informierten die Amerikaner“, erklärte Mubarak in einem gestern in der libanesischen Zeitung As-Safir veröffentlichten Interview. Über eine Reaktion der USA sagte er nichts. Auch auf welche Art er seine Informationen erhalten habe, verriet er nicht. Das Ausmaß der Anschläge habe jedoch alle überrascht, sagte Mubarak: „Wir wussten nicht, welches Ziel sie angreifen würden, und wir waren überrascht, als sich Flugzeuge mit Passagieren an Bord in die Zwillingstürme bohrten.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen