: Eine Chance für Familienglück
■ Das Schanzenviertel ist besser als der Ruf, dem manche ihm andichten wollen, ergibt eine neue Untersuchung der Steg
„Das Quartier wird trotz mancher Probleme als lebenswerter Stadtteil angesehen“, lautet das Resumee von Ulrike Pelz. Das hat eine Befragung von BewohnerInnen des Schanzenviertels ergeben, welche die Quartiersmanagerin bei der Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg) durchgeführt hat. Die Ergebnisse der 100-seitigen Studie „Haushalte mit Kindern im Schanzenviertel“ wurden gestern Abend öffentlich vorgestellt.
Das Gute am Schanzenviertel sei, so ergab die Untersuchung, „gesellschaftliche Toleranz und Offenheit“ und die auch von HamburgerInnen anderer Stadtteile so geschätzte „Multi-Kulti-Atmosphäre“. Weitere Pluspunkte seien die Mischung aus Wohnen und guter Infrastruktur, die zentrale Lage und die gute Erreichbarkeit. Überwiegend positiv wurde auch die gerade begonnene Umgestaltung des Schulterblatts eingestuft, welche auch eine zentrale „Piazza“ gegenüber der Roten Flora beinhaltet. Das Autonomen-Zentrum selbst ist für die AnwohnerInnen „kein spezielles Thema“, weiß Pelz. Im Gegenteil hätten sich gerade türkische NachbarInnen „sehr positiv“ geäußert, weil die Floristen „gegen Ausländerfeindlichkeit sind“.
Für die Untersuchung im Auftrag der Stadtentwicklungsbehörde (Steb) wurden mit 30 Müttern und Vätern sowie zehn ExpertInnen (SozialarbeiterInnen oder ÄrztInnen) etwa einstündige detaillierte Interviews geführt. Herausgefunden werden sollten die Beweggründe von Familien, im Schanzenviertel zu wohnen oder dieses zu verlassen.
Die zweite Gruppe gab vor allem an, mit der Schulsituation und der Lage auf dem Wohnungsmarkt unzufrieden zu sein. Es gebe zu wenige Wohnungen für Familien oder sie seien zu teuer. Ein weiterer Kritikpunkt ist „die sich verschlechternde Qualität des Wohnumfeldes“. Dazu zählen in erster Linie die zunehmende Belastung durch den Autoverkehr, auch durch die wachsende Zahl „auswärtiger Besucher“, welche Flair und Kneipen des Quartiers zu schätzen wissen. Unschön seien zudem die „Vermüllung von Straßen und Parks“ sowie die „Auswirkungen der offenen Drogenszene“. Demzufolge werden die Pläne für den Umzug der Drogenhilfseinrichtung „Fixstern“ an die Lagerstraße durchgehend als Entlastung begrüßt.
Die Schwierigkeiten der Schanze seien durchaus lösbar, so das Fazit der Untersuchung. Sofern die echten Probleme angegangen würden. Sven-Michael Veit
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