: Hass nicht das Feld überlassen
■ Mit Baklava und Koscherem für mehr Sicherheit / Viele Religionen beim Fastenbrechen in der Moschee
Ahmet Özden, der Vorsitzende der Islamischen Föderation Bremen (IFB) sagte es mit Nachdruck: „Wir wollen dem Hass nicht das Feld überlassen“.
Das war am Montagabend beim Ramadan Iftar Mahl, dem Fastenbrechen-Mahl, zu dem Moslems aus der Fatih-Moschee nach Gröpelingen geladen hatten. Verständigung und Öffnung wurden an diesem Abend groß geschrieben: Viele Nicht-Muslime waren eingeladen – und noch mehr Menschen waren dieser Einladung gefolgt. Ahmet Özden und Nevzat Kotan, Vorsitzender der Fatih-Moschee, freuten sich über den unerwarteten Andrang. Zum Beginn des Abends mussten erst einmal mehr Stühle in den Festsaal gebracht werden.
Unter den Gästen waren auch der Polizeipräsident, Eckhard Mordhorst, und drei grün Uniformierte. Für den Rabbiner der jüdischen Gemeinde im Land Bremen, Benjamin Barslai, Elvira Noa, die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde und andere VertreterInnen der Gemeinde, die ebenfalls der Einladung gefolgt waren, war natürlich koscher gekocht worden .
Ehrengast des Abends war der Umarmer, Bürgermeister Henning Scherf (SPD): In seiner Rede rückte er erneut seinen Willen zum Dialog zwischen allen Religionen und allen Menschen, „denen man beibringen muss, dass es auch fromme Menschen gibt“, ins Zentrum. Die Einladung in die Fatih-Moschee sei so wichtig, um sich zu verständigen und Vertrauen aufzubauen. „Das geht ja nicht beim ersten Mal.“ Und weiter: „Die Stadt ist nur in dem Maße sicher, wie wir uns kennen und unsicher, wie wir uns nicht kennen“. Er wolle die Sicherheit nicht nur dem Polizeipräsidenten überlassen. „Darum, ihr lieben Muslime, wir müssen zusammenhalten.“ In diesem Jahr hat der Bürgermeister zum ersten Mal eine Gegeneinladung an rund 40 VertreterInnen muslimischer Gruppen in Bremen ausgesprochen, zum Fas-tenbrechen-Mahl ins Rathaus zu kommen.
Die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, Elvira Noa, sah die Reden pragmatisch: „Man darf sich nichts vormachen. Es gibt auch Anti-Semitismus unter Muslimen. Aber in beiden Gemeinden, bei uns und hier, sind starke Kräfte, die dagegen etwas tun.“ Die jüdische Gemeinde hat bereits mehrfach Muslime zu sich eingeladen.
Ob Innensenator Kuno Böse (CDU) nicht kommen wollte oder konnte, kann nicht endgültig geklärt werden. Offiziell heißt es, es sei keine politische Entscheidung gewesen. Im Oktober hatte er erst in einem taz-Interview gesagt: „Der für Innere Sicherheit zuständige Senator sollte nicht mit Personen reden, die vom Verfassungsschutz beobachtet werden.“ Damit meint er damals die Anhänger von Milli Görüs, die sich in der Fatih-Moschee treffen. ube
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen