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Bremer Zechbau-Skandal?

■ Kripo durchsuchte 19 Objekte, Baubehörde schickte ihren obersten Baumanager nach Hause: Ließ Prof. Zantke sein Privathaus auf Staatskosten von Zechbau umbauen?

„Der Geschäftsführer der Bau Management GmbH (BMB) ist vorläufig vom Dienst freigestellt“, meldete gestern Nachmittag die Senatorin für Bau und Umwelt ohne weitere Begründung. Insgesamt 80 Beamte der Kripo und zwei Staatsanwälte hatten den ganzen Tag über insgesamt 19 „Objekte“ durchsucht und kistenweise Akten beschlagnahmt. Im Zentrum des Verdachtes: der frühere Abteilungsleiter des Bauressorts, Prof. Gotthelf Zantke, der mit seinen Aufgaben in die staatliche „Bau Management GmbH“ ausgegliedert worden ist.

Zantke ist ein „unbeliebter Chef“, und so mochten viele eher an böswillige Gerüchte glauben, als vor Wochen in der Kantine des Bauressorts herumerzählt wurde, Zantke habe sein Privathaus in der Mathildenstraße auf Staatskosten umfänglich renovieren lassen. Für alle sichtbar hatte vor vier Jahren an seinem Haus mitten im „Viertel“ das Schild der Firma Zechbau gehangen, während Zechbau gleichzeitig bei Vergaben von Aufträgen durch die Stadt – zuständig für das Vergabewesen: Abteilungsleiter Zantke – immer häufiger die Nase vorn hatte.

Die Staatsanwaltschaft wollte gestern mit Verweis auf die noch laufenden Beschlagnahmungen nichts Konkretes sagen. Es gab auch keine Erklärung dafür, dass die Zahl der durchsuchten Objekte den Eindruck aufkommen lässt, dass es nicht nur um einen Zantke gehen kann. Ein „Amtsträger oder ein für den öffentlichen Dienst besonders Verpflichteter“, so teilte die Staatsanwaltschaft mit Hinweis auf § 331 des Strafgesetzbuches („Vorteilsannahme“) mit, darf nicht „für die Dienstausübung einen Vorteil für sich oder einen Dritten fordern, sich versprechen lassen oder annehmen“, andernfalls droht eine „Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe“.

Nach den umlaufenden Gerüchten könnte die Sache so gelaufen sein: Zantke zahlte für den Umbau ca. 500.000 Mark an Zechbau. Der Auftrag hatte aber einen Wert von 850.000 Mark. Den Rest sollte Zechbau über seine kommunalen Bau-Projekte abrechnen. Zantke soll „verpfiffen“ worden sein, eine Steuerprüfung bei ihm habe den Verdacht erhärtet, dann habe der Staatsanwalt zugeschlagen.

Um nun Beweise zu finden, wurden nicht nur die Privatwohnungen von Firmeninhaber Kurt Zech und zweier leitender Angestellter durchsucht, auch bei der „Bremer Investitionsgesellschaft“ (BIG), die die Finanzierungen öffentlicher Projekte macht, war die Kripo. Sogar die Büros des BIG-Chefs Ulrich Keller wurden durchsucht, bestätigt der Sprecher der BIG, allerdings nur zur Beweissicherung – niemand von der BIG sei als „Beschuldigter“ aufgeführt gewesen.

Die zum Wirtschaftsressort zählende „BIG“ hatte zuletzt die größeren Geschäfte mit Zechbau gemacht. Insbesondere war das Siemens-Hochhaus an Zechbau gegangen, der es umbaute und mit einem kräftigen Aufschlag weiterverkaufen konnte. Im Falle der Messehallen, so erinnert sich ein Mitarbeiter des Bauressorts, war es das Wirtschaftsressort, das heftig für den regionalen Unternehmer Zechbau plädiert hatte, Zantke habe sich 1996 durchsetzen können mit seiner Auffassung, das günstigere Angebot – Züblin – sollte den Zuschlag erhalten.

Anders war es bei dem Auftrag, das Polizeihaus umzubauen. Da hatte die „Weserwohnbau“ etwa drei Millionen Mark mehr geboten, den Auftrag bekam dennoch Zechbau. Der Geschäftsführer der „Weserwohnbau“ beschwerte sich später, dass er nicht gewusst habe, dass mit der Stadtbibliothek ein sicherer Frequenzbringer und Mieter mit im Angebot sei – dann hätte er noch mehr geboten.

Dass der Auftrag „Umbau des Polizeihauses“ an Zechbau ging, wurde damals im Zusammenhang mit dem Umbau der Lettow-Vorbeck-Kaserne gesehen. Da hatte die Stadt sogar ohne Ausschreibung einen 30-Millionen-Auftrag an Zechbau vergeben. Auf die besonderen Umstände bei diesen Vergaben richtet sich das Augenmerk der Staatsanwaltschaft.

Auch beim Börsenhof (Bürgerschafts-Nebengebäude) ist Zechbau mit der Stadt im Geschäft. Der Unternehmer hatte immer als Argument für sich, dass er Steuern in Bremen zahlt. Zudem hat Zech über die Vorschläge des Bremer Architekten Thomas Klumpp (Universum, Idee Siemens-Hochhaus Aufstockung) auch die auf seiner Seite, die in der Bremer Stadtgestaltung moderne, überraschende Akzente gesetzt sehen wollen.

„Die Auswertung der Unterlagen wird voraussichtlich mehrere Monate in Anspruch nehmen“, erklärte die Staatsanwaltschaft gestern. Klaus Wolschner

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