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Trommeln für Chefs

■ Gestern gab's Preise für Arbeitgeber-Haltung

„Wer ältere Leute einstellt, bekommt wahnsinnig motivierte Mitarbeiter, weil die froh sind, wieder Arbeit zu haben. Da muss man doch bescheuert sein, es nicht zu tun.“ Das sagt Jürgen Peters, Geschäftsführer der H.Albert GmbH. Dafür kassierte er gestern eine Holztrommel samt Schlagstöcken. Denn seine Firma hat vor kurzem acht Über-50-Jährige eingestellt. Und weil das heutzutage kaum einer tut, bekam Peters die Trommel.

„Wir wollen für benachteiligte Arbeitslose trommeln,“ erklärt Reinhard Jung das Geschenk. Jung ist evangelischer Pastor und nebenbei Vorsitzender des Bremer Vereins „Arbeit und Zukunft“. Mit Arbeitsamt und Integrationsfachdienst wählte er aus, wer das symbolträchtige Schlaginstrument bekam. Dazu gehören dieses Jahr auch der Sicherheitsdienst „Securitas“ und die Maschinenbauer „K-Tec“. Sie haben schwerbehinderte Arbeitnehmer integriert, und zwar mehr als vom Staat quotenmässig vorgeschrieben. „Bei praktischen Schwierigkeiten mit behinderten Mitarbeitern unterstützt uns das Integrationsamt“, sagte K-Tec-Vertreter Michael Kriese, die Trommel vor den Bauch geklemmt, „und sonst haben wir mit behinderten Arbeitnehmern den gleichen Ärger wie mit Nicht-Behinderten auch.“

In Bremen sind rund 10.000 Arbeitslose älter als 50 Jahre. Das Vorurteil, ältere Menschen seien stur und könnten nicht lernen, mit Computern zu arbeiten, sei falsch, sagt Jürgen Peters: „Das Gegenteil ist der Fall.“ Als vierte Kandidation bekam die auch Bremer Sozialwissenschaftlerin Siegried Betzelt eine Trommel. Ihre wissenschaftliche Arbeit zum Thema „Dritter Sektor auf dem Arbeitsmarkt“ hat Jung schwer beeindruckt. bnt

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