: Großer Bruder, du bist immer da
Im Roten Salon der Volksbühne halten Orwells Erben die 26. Berliner Autorentage ab
Armer missbrauchter Orwell! Wer hat sich nicht alles an seiner düsteren Zukunftsvision „1984“ vergriffen! Erst benutzen ein paar dreiste Holländer sein Konzept für eine Show, die das unglaubliche Ende des Romans wahr macht: Die Protagonisten lieben den Großen Bruder und singen ihm Loblieder. Aber haben sie Copyright-Gebühren gezahlt? Nein! Ebenso wenig wie CDU und SPD für den großen Lauschangriff oder in grauer Vorzeit Honi für die Stasi. Und jetzt Herr Schily; der müsste für seinen Otto-Katalog des geistigen Diebstahls angeklagt werden: Diese ganze Datensammelei auf Vorrat, ohne konkreten Verdacht, BKA und Bundersverfassungsschutz als Quasi-Stasi – meine Güte, das kann der Mann sich gar nicht alleine ausgedacht haben! Jetzt muss mal jemand dem Original zu seinem Recht verhelfen. Das machen die internationalen Gäste der 26. Berliner Autorentage, indem sie Orwell ein bisschen fantasievoller weiterschreiben. In dem Programm aus Prosa, Lyrik und Chansons wird es ein Wiedersehen mit Winston und Julia, Kommunen, Stalin und natürlich G. B. geben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
