: Richtigstellung
betr.: „Historiker ohne Vergangenheit“, Rezension von Peter Schöttler, taz vom 11. 12. 01
Peter Schöttlers Rezension von Thomas Etzemüllers Buch über Werner Conze endet mit einem Absatz, der weder Etzemüllers Befund korrekt wiedergibt noch der Wahrheit entspricht.
Schöttler behauptet, Conze habe kurz vor seinem Tod „alle privaten, unzensierten Aufzeichnungen und Korrespondenzen vernichtet“. Daraus leitet er – in indirekter Form – die Vermutung ab, Conze habe mit seiner „NS-Biografie“ möglicherweise nicht in jeder Hinsicht gebrochen.
Schöttlers Behauptung ist falsch. Werner Conze hat kurz vor seinem Tode keine privaten Aufzeichnungen vernichtet. Er hatte nichts zu verbergen. Die ziemlich magere Substanz seiner Verstrickung in jungen Jahren war seit 1971 allgemein bekannt. Conzes sehr persönliche Auseinandersetzung mit diesem kurzzeitigen Irrweg war im Ergebnis eine der Triebkräfte für sein unbedingtes Engagement für den demokratischen Neuanfang in Deutschland.
Wenn es bis auf wenige persönliche Papiere und Vorlesungsmanuskripte praktisch keinen Nachlass gibt, hat das damit zu tun, dass Conze seine eigene Person nicht wichtig nahm. Es lag ihm nichts daran, im Stile eitler Großordinarien an seinem Bild für die Nachwelt zu feilen. Er hat auch nie Kopien seiner zahlreichen persönlichen Briefe an Kollegen aufbewahrt. Und deren Antworten hat er bis auf wenige Ausnahmen zumeist weggeworfen.
Schöttler müsste es besser wissen. Er ist Conzes Neffe und hat ihn noch in dessen letzten Lebensjahren mehrfach besucht. Warum er – eine Todsünde für einen Historiker – heute ungeprüft die Unwahrheit schreibt, bleibt sein Geheimnis.
ALBRECHT CONZE, Moskau
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