: pakistans militärmachthaber auf schmalem grat
Was tun, wenn die Al-Qaida-Kämpfer nach Pakistan fliehen?
Nichts Unangenehmeres könnte dem Militärmachthaber Pervez Muscharraf passieren, als dass Massen fliehender Al-Qaida-Kämpfer, vielleicht gar noch ihr Anführer Ussama Bin Laden, auf pakistanisches Gebiet gelangen. Genau diese Gefahr besteht aber gegenwärtig. Nach Agenturberichten versuchen Hunderte, wenn nicht Tausende aus dem fast vollständig von den USA und der Ostallianz eroberten Tora-Bora-Gebiet Richtung Grenze zu fliehen. Truppen der USA und Großbritannien sowie Milizen der Ostallianz verfolgen sie, US-Flugzeuge belegen sie immer noch mit Bomben. So soll ihnen der Fluchtweg abgeschnitten werden.
Pakistan hat seine Grenztruppen verstärkt. Tausende Soldaten bewachen allein einen 40 Kilometer langen Abschnitt im zerklüfteten Gebiet der „Weißen Berge“, hinter denen Tora Bora liegt. Hubschrauber kreisen über dem Gelände. Die paschtunischen Stammesvölker in dem Gebiet haben nach Regierunsgsangaben Muscharraf ihre volle Unterstützung zugesagt. 40 mutmaßliche Al-Qaida-Kämpfer seien den Grenztruppen bislang ins Netz gegangen, heißt es.
Doch unter der Bevölkerung in den paschtunischen Stammesgebieten wie auch bei den Islamisten in Pakistan überhaupt wird Bin Laden noch vielfach als Held verehrt. Würde er auf pakistanischem Gebiet gefangen, würde Muscharraf ihn sofort an die USA ausliefern, meinen einheimische Beobachter. Das könnte zu erneuten empörten Reaktionen führen.
Zugleich droht auf der anderen Seite des Landes, in Kaschmir, zumindest kurzfristig eine weitere Konfrontation mit Indien. Delhi hat zwei in Pakistan beheimateten Gruppen von Muslimextremisten Schuld an dem Überfall aufs indische Parlament gegeben, bei dem letzte Woche außer den Attentätern weitere acht Menschen ums Leben kamen. Muscharraf müsse gegen sie vorgehen. DPA/AFP/TAZ
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