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Höhle um Höhle wird durchkämmt

Bin Laden wird wie die Nadel im Heuhaufen gesucht. Afghanistans designierter Interimspremier trifft Exkönig

WASHINGTON/KABUL/ROM ap/dpa/afp ■ Auf der Suche nach Ussama Bin Laden und seinen Gefolgsleuten wird nun Höhle um Höhle in der Umgebung der ostafghanischen Bergfestung Tora Bora durchkämmt. Die Suche sei sehr Zeit raubend und gleiche der nach der Nadel im Heuhaufen, erklärte Pentagon-Sprecher John Stufflebeem. Stammeskrieger nahmen nach eigenen Angaben in der Nacht zu Dienstag fünf weitere Al-Qaida-Kämpfer fest.

Ein Anführer der Stammeskrieger, Aman Chiari, äußerte Zweifel, dass sich Bin Laden noch in der Region aufhalte, falls er überhaupt dort gewesen sei. „Wenn Ussama hier wäre, würden sie (die Al-Qaida-Kämpfer) gegen uns kämpfen, das tun sie aber nicht. Vielleicht ist er irgendwo anders oder tot“, sagte Chiari. Laut US-Außenminister Colin Powell haben die USA keine Informationen über den Verbleib Bin Ladens. Man wisse nicht einmal, ob der Chef der Al-Qaida-Organisation überhaupt noch am Leben sei, sagte Powell am Montag im US-Fernsehen. Der US-Gesandte James Dobbins wies Berichte zurück, nach denen sich Bin Laden im pakistanischen Peschawar aufhalten soll. Er dementierte auch Medienberichte, nach denen US-Soldaten an der Grenze zu Pakistan patrouillierten, um Al-Qaida-Mitglieder an der Flucht aus Afghanistan zu hindern.

In Kandahar trafen gestern acht Beamte der US-Bundespolizeit FBI ein, um gefangene Al-Qaida-Mitglieder zu vernehmen. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hatte am Montag gesagt, die Ostallianz habe etwa 30 Gefangene in ihrer Gewalt. Aus Pentagon-Kreisen verlautete, Dutzende Kämpfer seien in Pakistan inhaftiert. Sie könnten den US-Truppen noch nicht überstellt werden, weil die Internierungslager bei Kandahar und in Camp Rhino noch nicht fertig seien.

Auch der Verbleib des Taliban-Anführers, Mullah Mohammed Omar, ist unbekannt. Laut Taliban-Gegnern hat sich Omar mit bis zu 400 Kämpfern in den Bergen bei Baghran in Südafghanistan verschanzt. „Amerika weiß, wo er steckt, aber wir müssen in der gleichen Gegend sein, um ihre Bomben zu leiten, damit keine zivilen Gegenden bombardiert werden“, sagte Hadschi Gulalai, Geheimdienstchef des Gouverneurs von Kandahar.

Kurz vor seinem Amtsantritt am Samstag ist gestern der künftige Chef der afghanischen Interimsregierung, Hamid Karsai, zur Abstimmung mit Exkönig Sahir Schah in Rom eingetroffen. Bei dem für den Abend geplanten Gespräch sollte es um die Machtbalance zwischen provisorischer Regierung und geplanter großer Ratsversammlung (Loja Dschirga) gehen. Der Exkönig soll im Frühjahr die Versammlung eröffnen, deren Beschlüsse die politische Zukunft des Landes mit entscheiden.

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