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Grün stinkt nach Fisch

■ Werder Bremen gewinnt 3:2 gegen den SC – unsere Freiburger Autorin ist zerknirscht

„Was ist in Freiburg besser als in Bremen?“ rätselt das Fanzine von Werder Bremen und bietet nicht gerade einfallsreich zur Auswahl an: das Stadion, das Wetter oder das Publikum. Nun ist der SC bekanntermaßen anders als andere Vereine: der Freiburger Sportclub ist doch die taz der Bundesliga! Dass jedes bessere Freiburger Bobbele anders mit besser gleichsetzt, versteht sich von selbst.

Also, das Stadion ist schon ganz schön, liegt ja auch wie in Freiburg am Wasser, wobei die Dreisam im Vergleich zur Weser doch eher Bächlegröße hat. Was Freiburg nicht hat, ist ein Schwimmbad direkt am Stadion, wie der SV Werder Bremen. Dies würde eigentlich einen Pluspunkt geben für das Zugeständnis des Vereins, dass Fußball eben doch nicht alles ist im Leben. Da aber das grüne, dümpelige Wasser wie der Inhalt von Kläranlagen aussieht und überhaupt nicht an sommerliche Badefreuden erinnert, kann das Stadion damit nicht punkten.

Das Wetter ist ja wohl so etwas wie ein Bremer Komplex. Leicht nachvollziehbar, solange die Schiedsrichter nicht durch Sichtbeeinträchtigungen (Bremer Nebel, Brandbomben!) in ihren Entscheidungen irritiert sind. Also eindeutig ein Unentschieden. Zwischen den „Harzer Boys Werningerode“ und den „Werder Sisters“ brennt im Werder Stadion das „Inferno“. Nicht schlecht, aber die Freiburger Fans - keineswegs die marginalen 25 Leutchen, wie der Stadionsprecher herablassend vorzählte – glänzen durch kryptische Botschaften. Mittels eines Transparents betreiben sie beinharte Nachfor-schungen bei internen Affären: „Schmidt hat Hausarrest, Kehl bringt uns Geld“. Wer zum Teufel ist Schmidt und wie war das mit der Abwerbung von Sebastian Kehl durch Borussia Dortmund und dem FC Bayern? Heiße Eisen also, die die Freiburger Fans da anpacken und dadurch erneut ein Unentschieden verdienen.

Aber es soll ja um Fußball gehen. Denn in Bremen ist nicht nur „Bild am Ball“, sondern auch die Mineralwasserflaschen des örtlichen Sponsors. Die Trikots hingegen prangen blank grün, während bei den Freiburgern jede Werbefläche gewinnbringend genutzt wird. Als „flott losgelegt“ bezeichnete der Bremer Trainer Thomas Schaaf in der abschließenden Pressekonferenz den Spielanfang, umjubelte das „Superjahr“ für den Verein (acht Spiele ohne Niederlage) und entließ darauf alle mit Weihnachtgrüßen nach Hause.

Bereits in der 12. Spielminute fiel das erste Tor der Bremer durch Marco Bode, anschließend geriet die Freiburger Mannschaft im Zweiminutentakt in Bedrängnis. Zu erklären ist diese Unsicherheit nicht unwesentlich durch die für die Freiburger ungewohnt weißen Trikots, mit denen sich der SC wohl vom Bremer Grün so deutlich wie möglich absetzen wollte – denn, so weiss man in Freiburg: „Grün stinkt nach Fisch“.

Nach der Panne von Ailton in der 35. Minute, die den Brasilianer in arge Identitätsprobleme stürzte, fiel in der 45. Minute der Ausgleichstreffer durch Soumaila Coulibaly. Tor!!! Trotz dieser nicht unerwarteten Schlappe unmittelbar vor der Pause konnte Bremen sich gut fangen und in der 51. Minute in Führung gehen. Kurz darauf fiel der Ausgleichstreffer durch Andreas Zeyer. Den Freiburgern half dies leider nicht mehr, da sich in der 58. Minute der SV Werder den Sieg sicherte.

Einen Temperamentspunkt für Freiburgs Trainer Volker Finke. Nachdem er vor Wut gegen einen Medizinkoffer getreten hatte, verfolgte er das Spiel fortan weniger engagiert von der Tribüne. An seiner Stelle durfte sich sein Co-Trainer Achim Sarstedt am Spielrand aufregen. Doch bei allem Trennenden sollte man das Verbindende nicht vergessen: Sowohl in Bremen als auch in Freiburg riecht es nach Bier, in Bremen allerdings in der Variante „friesisch herb“. Die Wurst ist allerdings in Freiburg besser – um Beinlängen!

Annette Hoffmann (Freiburg)

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