piwik no script img

Maßlose Diskussion

■ Vergewaltigungen auf Klinikgelände: Vollzug in der Kritik

Eine „Fehlbeurteilung“, wie es später hieß, kostete drei Frauen ihren Frieden und den Ärztlichen Direktor des Klinikums Nord seinen Job. Weil Psychiater einem Straftäter, der in der Forensik des Klinikums einsitzt, offenbar größere Fortschritte zuschrieben, als er tatsächlich gemacht hatte, gewährten sie ihm Vollzugslockerungen. Die missbrauchte er und vergewaltigte im Frühjahr auf dem Klinikgelände zwei Frauen. Kurz danach wurde ein anderer Forensik-Patient überführt, ein Jahr zuvor eine Vergewaltigung versucht zu haben. Der Vorstand des Landesbetriebs Krankenhäuser (LBK) versetzte den Ärztlichen Direktor, nachdem der Informationsdefizite eingeräumt hatte. Auch der LBK geriet in die Kritik, weil er die Behörde nicht umgehend informiert hatte.

Diese Vorfälle führten zu einer polemischen Debatte über den Maßregelvollzug. „Auf ewig wegsperren“ waren eine ebenso verbreitete Meinungen wie die von Ronald Schill vorgeschlagene Kastration von Sexualstraftätern. Psychisch kranke Menschen fühlten sich diffamiert, und jeder Psychiatriepatient, der es im Krankenhaus nicht mehr aushielt, wurde von der Bild als weiterer Entflohener vermeldet. Die Vollzugslockerungen aller Patienten wurden ausgesetzt, der Maßregelvollzug wurde Wahlkampfthema der CDU. Monate später befand eine von der damaligen Gesundheitssenatorin Karin Roth eingesetzte Expertenkommission die Sicherheitsstandards in der Klinik als insgesamt „sehr hoch“. Nur im Fall des einen Täters seien die Lockerungen zu beanstanden gewesen, weil kein externes Gutachten angefordert wurde. san

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen