: Schlacht angedroht
Zwischen Indien und Pakistan werden die Töne immer schriller, trotzdem halten Beobachter einen Krieg derzeit noch für eher unwahrscheinlich
DELHI/BERLIN dpa/taz ■ Trotz internationaler Aufrufe zur Mäßigung haben indische Minister gestern wieder Pakistan gedroht. In Delhi kündigte Innenminister Lal Krishna Advani Pakistan wegen des Anschlags auf das indische Bundesparlament vom 13. Dezember eine „Schlacht“ an. Nach bisher drei Kriegen zwischen beiden Nachbarn habe Pakistan jetzt einen Stellvertreterkrieg begonnen, sagte Advani laut Nachrichtenagentur Uni.
Damit spielte er auf von Pakistan aus operierende islamistische Kaschmirrebellen an, die Indien für den Anschlag verantwortlich macht und die bisher von Pakistans Geheimdienst unterstützt wurden. „Nun werden wir eine entscheidende Schlacht gegen den Stellvertreterkrieg schlagen“, sagte Advani. „Wenn andere Länder uns unterstützen, ist das gut. Wenn nicht, kümmert uns das nicht.“
Verteidigungsminister Fernandes, der schon mit Raketen gedroht hatte, berichtete der Zeitung Indian Express, dass die Luftwaffe Vorschläge für Angriffe auf islamistische Lager in Pakistan gemacht habe. Delhi macht islamistische Gruppen für die Anschläge in Indien verantwortlich. Indien droht mit einem Angriff auf diese Gruppen, sollte Pakistans Regierung nicht gegen sie vorgehen. Den von Islamabad angeordneten Hausarrest des Führers einer Gruppe und die Sperrung der Konten einer anderen taten indische Sprecher als „kosmetisch“ ab. Donnerstag hatte Indien den Luftraum für pakistanische Flugzeuge gesperrt und die Reduzierung des pakistanischen Botschaftspersonals angeordnet. Pakistan reagierte entsprechend. Indien hatte schon die Unterbrechung der Zug- und Buslinien zwischen beiden Ländern befohlen.
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld äußerte sich am Donnerstag besorgt, Pakistan könne wegen der Spannungen mit Indien Truppen von der afghanischen zur indischen Grenze verlegen. Auf Initiative Russlands forderten die G-8-Staaten Indien und Pakistan zum Dialog auf. Von Islamabad wurde zudem eine wirksamere Bekämpfung des Terrorismus gefordert. Auch Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) drängte gestern seine pakistanischen und indischen Amtskollegen telefonisch zur friedlichen Konfliktlösung.
Beobachter halten eine akute Kriegsgefahr derzeit noch für gering. Als ermutigend gilt, dass beide Staaten nächste Woche in Nepal am südasiatischen Gipfel teilnehmen wollen und Delhi dafür bereits Pakistans Militärmachthaber die Überfluggenehmigung erteilte. HAN
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen