: Kundenfreundlich
Viele Händler nehmen bis Ende Februar beides:Mark und Euro. Verpflichtet sind sie dazu allerdings nicht
BERLIN taz ■ Kein Grund zur Panik: Vertreter des Einzelhandels haben gestern einen Bericht dementiert, nach dem ab Neujahr in vielen Geschäften nur noch mit Euro bezahlt werden kann. „Wenn wir Umsätze machen können, schließen wir die Tür auf und nehmen jede Währung“, versicherte gestern Hanno Scherer, Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Rheinland-Pfalz. „Wir leben doch vom Verkaufen“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.
Die Zeitung Bild am Sonntag hatte gestern berichtet, viele Händler und Restaurantbesitzer wollten ab dem 1. Januar 2002 keine Mark mehr, sondern nur noch Euro akzeptieren – und seien damit im Recht. Denn Deutschland habe es als einziges der elf Euroländer versäumt, eine so genannte Doppelwährungsphase ausdrücklich im Gesetz festzulegen. Tatsächlich hat sich der Hauptverband des deutschen Einzelhandels nur freiwillig verpflichtet, bis zum 28. Februar 2002 sowohl Euro als auch Mark anzunehmen.
Diese Selbstverpflichtung hält man im Bundesfinanzministerium für völlig ausreichend. Im Gesetz sei festgelegt, dass ab dem 1. Januar 2002 der Euro alleiniges Zahlungsmittel in Deutschland ist, sagt ein Sprecher des Ministeriums. Daher könne kein Händler gezwungen werden, weiter D-Mark-Scheine und -Münzen anzunehmen. Doch sei die Übergangsfrist von zwei Monaten vor allem auf Wunsch des Einzelhandels eingerichtet worden, um einen gleitenden Übergang von Mark auf Euro zu gewährleisten. Händler, die sich nicht an der Übergangsregelung beteiligten, müssten damit rechnen, dass ihnen die Kunden wegbleiben und kurzfristig der Umsatz einbricht. Außerdem rechne man im Finanzministerium damit, dass nach acht bis zehn Tagen die Leute nur noch Euro in den Taschen hätten.
Oft sind es gerade Besitzer von kleinen Läden und Restaurants, die die Währungsumstellung gemeinsam mit den Kunden bewältigen wollen und dabei auf deren Kooperation hoffen. „Natürlich ist es eine außergewöhnliche Belastung“, sagt Carlo Rebuli, der in einem italienischen Restaurant in Berlin bedient. „Aber wir nehmen bis Ende Februar beide Währungen.“ Die Gäste könnten ihre Rechnung sogar zum Teil in Euro, zum Teil in Mark bezahlen. „Das ist doch auch eine Art von Gastfreundlichkeit“, sagt der Kellner.
Auch im Tabakladen am Checkpoint Charlie akzeptiert man bis auf weiteres beide Währungen. „Das ist eine Selbverständlichkeit und hilft bei der Umstellung“, sagt Verkäuferin Petra Karg. „Es hat halt noch nicht jeder Euro.“ Zwar könne es nach dem 1. Januar zu längeren Wartezeiten an der Kasse kommen, doch gemeinsam mit den Kunden wolle sie die Belastung für beide Seiten so gering wie möglich halten. „Wir werden geduldiger als üblich sein, und wir hoffen, dass auch die Kunden etwas Geduld mitbringen.“STEFAN WEILGUNY
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen