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Beharrlich durchlüften

■ SPD und GAL finden sich verdächtig rasch mit neuer Rolle ab

Der Abschied von der Macht war weniger schmerzhaft als sie befürchtet hatten. Mit erstaunlicher Geschwindigkeit fanden Rote und Grüne sich mit ihrer – vor allem für die SPD völlig neuen – Rolle als Opposition ab, sprachen von Erneuerung und gelobten Besserung.

Bei den Grünen jedoch erwiesen sich die Beharrungstendenzen als ausgeprägt. Wie selbstverständlich übernahm GALionsfigur Krista Sager den Fraktionsvorsitz in der Bürgerschaft, die Ex-Senatoren Willfried Maier und Alexander Porschke kamen mit Mandaten davon. Abgewatscht wurde hingegen die Parteiführung: Ihren Vorstand schickte die GAL in die Wüste.

Die Sozialdemokraten hingegen behaupteten bereits auf einem Parteitag am Freitag nach der Wahlniederlage, sich beim Durchlüften von niemandem übertreffen zu lassen und nahmen sogar das Unwort „Filz“ in den Mund. Der neue unumschränkte Herrscher ist Parteichef Olaf Scholz. Er verhinderte, dass Alt-Bürgermeister Ortwin Runde Oppositionsführer in der Bürgerschaft wurde und setzte eine völlige personelle Erneuerung der Fraktionspitze unter dem Gewerkschafter Uwe Grund durch.

Seitdem macht die SPD das, was sie „eine konstruktive, aber nicht Fundamentalopposition“ nennt. Und behauptet nahezu täglich, dass spätestens in vier Jahren wieder sie in Hamburg regieren werde, und bei Bedarf auch morgen schon. Mit, aber das sagt die SPD nicht, obwohl es alle wissen, Olaf Scholz als Erstem Bürgermeister.

Sven-Michael Veit

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