: „Liebe taz...“ Mörderische Vergangenheit
Betr.: taz-Berichterstattung zur Entsendung deutscher Kriegsschiffe
Gestern ging eine Flotte von deutschen Kriegsschiffen, Fregatten, Tendern, Schnell- und Minensuchbooten aus Wilhelmshaven Richtung Horn von Afrika in See. Dazu fällt mir deutsche und Wilhelmshavener Geschichte ein. Kaiserliche Flotte auf der Reede vor der Stadt, 1916 Seeschlacht von Skagerrak mit 10.000 toten Matrosen. 1945 der Kriegshafen in einem Meer von Bombentrümmern versunken. Deutsche Matrosen verschossen als fanatisierte Krieger, sogar noch vom Hinterdeck ihres im Hafenschlamm versenkten Zerstörers „Köln“ ihre 15-cm-Granaten. Wie wird die Fregatte enden, die nach dem 2.1. Somalia, den Irak oder Jemen beschießen soll, und denselben Namen trägt?
Lichtblicke gegenüber dieser mörderischen deutschen Vergangenheit: Wenigstens eine Partei, die PDS, sagt Nein im Berliner Parlament zu den Kriegsplänen. Und über 180.000 Menschen verweigern den Dienst mit der Waffe – ein Höchststand von Kriegsgegnern. Zu dieser erfreulichen Entwicklung haben wir von der Deutschen Friedensgesellschaft durch Werbung und Beratung beigetragen.
Noch ein historischer Lichtblick: Die Wilhelmshavener Matrosen wollten 1917 nicht mehr in einer Seeschlacht Kanonenfutter sein oder in der Nordsee ertrinken. Ihre Weigerung, auszulaufen, führte zur November-Revolution und zur Weimarer Republik, einem Staat, der mit einem 100.000-Mann-Heer mal keinen Krieg führte.
Dr. Ernst Busche
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