: Werbung für Gott und biblisches Recht
Drei deutsche Sportler werben für das Buch „Kraft zum Leben“. Dahinter steckt die erzkonservative Arthur S. DeMoss Foundation. Sie ist mit wichtigen christlich-fundamentalistischen Gruppen in den USA vernetzt
BERLIN taz ■ „Kraft zum Leben“ verspricht das schlichte, blau eingebundene Buch, das seit Tagen in ganz Deutschland im Fernsehen und auf Plakatwänden beworben wird. Gleich drei deutsche Sportler, der Golfer Bernhard Langer, der Fußballer Paulo Sergio und die Kunstspringerin Brita Baldus, haben sich für die rätselhafte Kampagne einspannen lassen. Sie erklären, dass ihnen das Buch, auf dem ein Kreuz prangt, den Weg zu Gott gewiesen habe. Doch wer für die Werbung verantwortlich ist, steht nirgends zu lesen.
Erst unter der angegebenen Internetadresse (www.kraftzumleben.de) ist ein Hinweis auf die US-amerikanische Arthur S. DeMoss Foundation mit Sitz in Florida versteckt. Das Buch, erklärt die Organisation dort, werde auf Anforderung kostenlos zugestellt. Spenden wolle man keine annehmen.
Doch im Gewand der uneigennützigen Buchspender verbirgt sich eine radikal-christliche Mammut-Organisation mit Verbindungen zu christlich-fundamentalistischen Aktivisten. Mit einem Vermögen von rund 500 Million Dollar ist die DeMoss Foundation die Nummer 98 der reichsten amerikanischen Stiftungen überhaupt. Das Geld stammt aus dem Vermögen des 1979 verstorbenen Versicherungsunternehmers Arthur DeMoss. Seine Witwe Nancy und zeitweise bis zu sieben Familienmitglieder leiten die Stiftung, die mit Millionenspenden und eigenen Aktionen seit Jahren den erbitterten Kampf der christlichen Rechten gegen Abtreibung und Homosexualität unterstützt. Sogar an die christlichen Fundamentalisten der Plymouth Rock Foundation, die sich für die Einführung „biblischen Rechts“ in den USA einsetzt, flossen nach Informationen der amerikanischen Zeitung Palm Beach Post großzügige Summen.
Die DeMoss-Familienstiftung ist mit fast allen wichtigen christlichen US-Fundi-Organisationen verbandelt. Mark DeMoss, Sohn von Nancy DeMoss und nach Angaben der Pennsylvania Alliance for Democracy bis mindestens 1991 einer der führenden Funktionäre der Stiftung, war unter anderem Sprecher der frauenfeindlichen Promise-Keeper-Bewegung, die Männer für spirituell höherwertig hält. Besonders brisant: Bis November letzten Jahres arbeitete Mark DeMoss als Medienvertreter für den erzkonservativen Priester Jerry Falwell, der Homosexuellen, Ungläubigen und Feministinnen eine Mitschuld an den Terroranschlägen auf New York und das Pentagon gegeben hatte.
Auch Verbindungen in die Politik gibt es: Als die Stiftung 1992 in einer ähnlichen Kampagne wie jetzt in Deutschland für das „Kraft zum Leben“-Buch warb, enthüllte das Magazin Forbes, dass das Werberteam der Stiftung aus ehemaligen Ronald Reagan-Kampagneros bestand. In ihrem Domizil bei Palm Beach lade Nancy DeMoss zudem häufig die Reichen und Mächtigen der Region ein. Gastredner sei jeweils ein prominenter Vertreter des christlichen Fundamentalimus, berichtet die Organisation Church and State.
Mittlerweile hat die DeMoss-Stiftung mehrere Millionen Kopien des Buchs in insgesamt 12 Ländern verschenkt. „Kraft zum Leben“ wurde 1983 von dem verstorbenen Autor Jamie Buckingham geschrieben. Die Kirchen in Deutschland haben sich über das „Kraft zum Leben“-Buch noch nicht geäußert, prüfen aber den Inhalt. YASSIN MUSHARBASH
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