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Große und kleine Sünder

Die Tücken der Euro-Währungsumstellung offenbaren sich im Alltag. Banken und Handy-Anbieter in der Kritik  ■ Von Annette Kohlmüller

Seit einer Woche befindet sich Hamburg im Eurotaumel. Doch mit schwindenden D-Mark Stücken wachsen bei vielen leise Zweifel, ob sie nicht doch mehr der alten Münzen hätten aufbewahren sollen. Denn gerade bei den kleinen Dingen des Alltags offenbaren sich die Tücken der neuen Währung: Was früher 50 Pfennig kostete, zum Beispiel eine halbe Stunde Parken oder ein öffentliches Klo zu benutzen, schlägt nun in Ermangelung von passenden Münzen meist mit 50 Cent zu Buche.

Die meisten Automaten für Fahrscheine, Zigaretten oder Glücksspiele und selbst die Parkuhren sind mittlerweile auf Euro umgerüstet. „Damit haben die Verbraucher nur in seltensten Fällen Probleme“, berichtet Sebastian Sass von der Verbraucherzentrale Hamburg. Doch was tun mit alten Einkaufswagen? „Kein Problem“, beruhigt der Euro-Berater.“Die meisten Geräte sind nicht sehr sehr sensibel. Die kann mann genauso gut mit den neuen Münzen oder einer Plastikscheibe losketten.“

Wirklich Ärger machten in den letzten Tagen nur die Banken. „Viele Filialen waren nicht bereit, fremden Kunden Geld zu tauschen“, berichtet Sass. Besonders dramatisch war dies für einen jungen Amerikaner, der vor seinem Rückflug die letzten 1000 D-Mark tauschen wollte. Nach einer Odyssee durch Filialen der Commerzbank, Volksbank und der Deutschen Bank musste er es seinen Gasteltern überlassen, den Umtausch per Überweisung zu regeln. „Gerade die Geldinstitute, die sich besonders für die Euroeinführung eingesetzt haben, wollen ihre Vorteile nicht an die Kunden weitergeben“, kritisiert der Euroberater.

Noch schlimmer als die Banken treibt es laut Verbraucherschützer Viag Interkom. Der Mobilfunkanbieter rechne bei Gesprächen den Minutentakt von D-Mark in Euro um, und nicht, wie gesetzlich vorgesehen, die Gesamtsumme. Die Verbraucherzentrale plant, dagegen zu klagen. In einer Euro-Sünder-Kartei im Internet (unter: www.vzhh.de) prangert sie weitere schwarze Schafe an, so die Bäckereikette Kamps, die fast alle Brötchen und Kuchenstücke unter dem Deckmantel des Währungswechsels verteuert hat.

Doch nicht jede kleine Erhöhung ist Preistreiberei. So habe zum Beispiel die GEZ (Gebühreneinzugszentrale) völlig korrekt gehandelt, als sie ihre dreimonatigen Rechnungen um einen Cent aufgerundet habe. „Darüber waren erstaunlicherweise sehr viele Leute bitterböse“, sagt Sass.

Ein Trost für alle Pfennigfuchser bleibt: Die Verbraucherzentrale rechnet langfristig mit Vorteilen für die Konsumenten. „Wenn sich alle an die neue Währung gewöhnt haben, werden die Anbieter ihre Preise regulieren müssen. Sonst fährt man eben zu Ikea ins Nachbarland oder bestellt seine Sachen per Internet.“

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