piwik no script img

Eisbrecher für den Sommer

■ Übersichtlich und mit kleinen thematischen Überraschungen: Neuer Hamburger Kulturführer für Wohnzimmer, Lagerfeuer und Rucksack

Die Einweihung erfolgt im Sommer 2001, und das ist auch folgerichtig, soll doch niemand in Versuchung geraten, den dann restaurierten Dampfeisbrecher Elbe unter realen Winterbedingungen benutzen zu wollen: Im Jahre 1911 wurde der inzwischen letzte erhaltene dampfbetriebene „Eisbrecher für Binnenreviere“ in Betrieb genommen, und bald wird man das Boot auf nostalgischen Hafenrundfahrten besichtigen können, restauriert von der Besatzung höchstpersönlich.

Und wer noch mehr wassernah Historisches erleben möchte, findet Hinweise zu Speicherstadt samt Museen, zur Rickmer Rickmers und anderen Hafen-Sehenswürdigkeiten in einem jüngst erschienenen Hamburg Kompakt-Kulturführer, der Kirchen, Parks, Museen und Gedenkstätten auflistet: Von den altbekannten Museen über die Hauptkirchen reichen die Präsentationen, die sich wohltuend vom allgemeinen Infotainment-Wahn abheben und sich tatsächlich mal über ein, zwei Seiten plus Vierfarb-Foto erstrecken.

Den Friedhof Ohlsdorf, das Ahrensburger Schloss und das Heimatmuseum Wandsbek verzeichnet das Buch, dessen Radius Innenstadt und Umland umfasst und das historische Fahrzeuge und Schiffe in einem eigenen Abschnitt aufführt.

Informativ und übersichtlich nicht nur für Neu-Hamburger ist damit das Buch, in dem sich auch einige überraschende Einträge finden: Das Projekt Dialog im Dunkeln – eine auf bessere Einfühlung in die Lebensbedingungen Sehbehinderter zielende Ausstellung in der Speicherstadt – stellt das Buch zum Beispiel vor. Anderswo steht die Phoenix Kulturstiftung neben dem Wasser-Forum der Hambuger Wasserwerke; das Barlach-Museum ist gleich zweimal vertreten – mit Anzeige und Textbeitrag.

Andererseits: Wer wusste schon Genaues über das Abwasser- und Sielmuseum in St. Pauli? Und wer betrat je das Maler- und Lackierer-Museum in Billwerder? Auch die russisch-orthodoxe Kirche des Seligen Prokop in Eimsbüttel, mit marineblau sommerlichen Zwiebeltürmen abgelichtet?

Anregungen zur Wieder- und Neuerkundung allsamt, samt Register dargeboten im Broschur-Format und auch zum müßigen Planen beim Januarpunsch geeignet. Oder für eine kleine private Märchenstunde, die einen anmutig davon träumen lässt, welche bildungsbeflissenen Ausflüge man unternähme, könnte man die eigene Trägheit überwinden... ps

Hamburg Kompakt – Museen, Gärten & Parks, Gedenkstätten & Kirchen. Hamburg: L&H-Verlag, Dezember 2001, 350 S., 16 Euro (31, 29 Mark)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen