: Hoffnung aus USA
Forscher senken Wachstumsprognose für Deutschland. Mehr als vier Millionen Arbeitslose im Durchschnitt 2002
BERLIN taz ■ Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) bleibt seinem Ruf als Pessimist treu. In ihrer gestern vorgestellten Prognose zur Wirtschaftsentwicklung 2002/2003 erwarten die Forscher des Berliner Instituts für das laufende Jahr nur noch ein Wirtschaftswachstum von 0,6 Prozent. Das entspricht dem im abgelaufenen Krisenjahr 2001 und ist nicht einmal mehr halb so viel, wie sie noch im Oktober vorhergesagt hatten. Was das konkret bedeutet, machte Konjunkturexperte Gustav Adolf Horn anhand des Arbeitsmarktes deutlich: Nach seiner Schätzung wird für das gesamte Jahr mit durchschnittlich mehr als vier Millionen Arbeitslosen zu rechnen sein.
Hinter den ohnehin dürftigen Wachstumzahlen verbirgt sich dabei wieder eine zunehmende Spaltung innerhalb Deutschlands. Schon 2001 ist die Wirtschaft nur im Westen gewachsen – um 0,7 Prozent. Im Osten schrumpfte die Summe der produzierten Waren und Dienstleistungen (BIP) dagegen um den gleichen Wert. Und die Prognose für 2002 sieht nur auf den ersten Blick besser aus: Nach Einschätzung des DIW wird die ostdeutschen Wirtschaft zwar wieder zulegen, von einem innerdeutschen Aufholprozess kann aber bei 0,2 Prozent Wachstum gegenüber den für den Westen prognostizierten 0,6 Prozent noch lange keine Rede sein.
Ohne eine anziehende Konjunktur in den USA, die als Motor für die Weltwirtschaft dienen soll, sieht DIW-Chef Klaus Zimmermann zumindest bis zum Sommer „Stagnation, wenn nicht gar Rezession“. Denn die europäische Geldpolitik habe „ihren Einsatz ebenso verpasst“ wie die deutsche Finanzpolitik. Da Zinssenkungen erst mit 12-monatiger Zeitverzögerung zum Tragen kämen, seien erst zu Beginn der zweiten Jahreshälfte Impulse zu erwarten. Für die Zukunft erteilte Horn den Frankfurter Bankern deshalb wieder einmal den Rat, die Geldpolitik zu lockern und flexibler und schneller zu reagieren.
Finanzpolitisch plädieren die DIW-Forscher für antizyklische Maßnahmen, also dafür, den strikten Sparkurs zugunsten einer „ehrgeizigen Wachstumspolitik“ aufzugeben. Insbesondere die Kommunen und Gemeinden seien schon kurzfristig auf finanzielle Unterstützung angewiesen. BEATE WILLMS
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