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EXLANDWIRTSCHAFTSMINISTER FUNKE KÄMPFT GEGEN DIE AGRARWENDEGetöse des Bauernverbands

Kalle Funke, Liebhaber von Doppelkorn und anzüglichen Witzen, ist in den Agrarring geklettert. Zum Jahrestag seines Rauswurfs aus dem Kabinett hat der für das BSE-Desaster wesentlich verantwortliche Exminister („Deutsches Rindfleisch ist sicher!“) die Agrarwende und ihre Exekutorin Künast attackiert.

Im Duett mit Bauernchef Sonnleitner beklagt er „tief verunsicherte“ Bauern, die im internationalen Wettbewerb durch deutsche Alleingänge geschwächt würden. Folge sei eine Investitionsblockade: Nur noch 5.100 statt 13.400 Mark habe der Durchschnittsbetrieb investiert. Ergo: zurück zur alten Politik – noch größere Ställe, noch mehr Rationalisierung, noch weniger Bauern, noch mehr Weltmarktorientierung, noch weniger nachhaltige Landwirtschaft. Und damit eine noch monströsere Tierhaltung. Vorwärts in die Steinzeit!

Dass bei BSE, MKS und der dramatischsten Landwirtschaftskrise seit 50 Jahren die Bauern wenig Investitionsneigung zeigen, müssten auch Funke und der Bauernverband verstehen. Dass sie selbst mit ihrer Verleugnung des BSE-Problems die Krise ausgelöst haben, über deren Folgen sie nun klagen, gehört zu den Pointen, über die keiner mehr lacht.

Die rüden Attacken gegen Künast sind dennoch mehr als nur Propaganda. Es sind Einschüchterungsversuche für die noch anstehenden Reformen. Künast ist erst ein kurzes Stück des Weges gegangen. Der Druck, der jetzt von Teilen der Bauernschaft und der Agrarindustrie kommt, wird mit bestimmen, wie weit sich die Ministerin sich noch nach vorn trauen wird.

Das Drama ist, dass die vielen jungen und kleinen Bauern, die mit der Agrarwende sympathisieren, neben dem Getöse des Bauernverbands kaum zu hören sind. Die beklagte Verunsicherung ist natürlich tatsächlich vorhanden. Wie sollte eine Neuorientierung der Landwirtschaft auch funktionieren, ohne dass die Apologeten der alten Agrarordnung aufgeschreckt werden. Die Verunsicherung – auch des Verbrauchers – ist unendlich heilsam und wird hoffentlich noch eine Weile anhalten.

MANFRED KRIENER

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