: Israel als Bulldozer
Als Vergeltung für einen Hamas-Angriff zerstört israelische Armee dutzende Häuser in Rafah. Bush verwarnt Arafat wegen Terrorismus
GAZA/RAMALLAH ap/afp/rtr ■ Die israelische Armee hat bei ihrem Überfall auf die Stadt Rafah im Gaza-Streifen gestern Morgen 73 Häuser zerstört. Wie der Verwaltungschef von Rafah mitteilte, verloren dadurch 123 palästinensische Familien ihr Dach über dem Kopf. Seinen Angaben zufolge war in der Stadt seit Mitte Dezember kein Schuss mehr gefallen. Deshalb sei er von der Aktion „überrascht“ worden. Ein israelischer Armeesprecher sprach von 32 zerstörten Häusern und sagte, von dort sei auf Armeeposten geschossen worden.
Ein Dutzend Panzer und Bulldozer waren gestern begleitet von schwerem Maschinengewehrfeuer in Rafah eingerückt. Die Soldaten hätten die Einwohner mit Schüssen aus ihren Häusern vertrieben, berichteten Augenzeugen. Am Mittwoch waren bei einem Angriff der radikal-islamischen Hamas auf einen Militärposten am Rande des Gaza-Streifens vier israelische Soldaten und die beiden palästinensischen Angreifer getötet worden.
Die Hamas hatte zwar im vergangenen Monat ihre Angriffe auf Israel ausgesetzt und sich damit an die von Arafat verkündete Waffenruhe gehalten, eine Erklärung deutet aber darauf hin, dass die Hamas ihre Feuerpause beendet. Die Zahl der Toten seit Beginn des Paläsinenseraufstands im September 2001 hat jetzt auf 1.107 erhöht. Nach israelischen Angaben kamen bei den Unruhen in den letzten 15 Monaten 861 Palästinenser und 246 Israelis ums Leben. Aufgrund des israelischen Angriffs und Aktionen der palästinensischen Polizei gegen ihre Mitglieder hat auch die Organisation Islamischer Heiliger Krieg, Dschihad Islami, ihr Moratorium für Anschläge in Israel aufgekündigt.
In ungewöhnlich deutlicher Form hat US-Präsident George W. Bush Palästinenserpräsident Jassir Arafat mit dem Terrorismus in Verbindung gebracht: Das vor kurzem von Israel aufgebrachte Schiff mit einer Ladung voller Waffen habe möglicherweise „zur Unterstützung des Terrorismus“ gedient, sagte Bush gestern in Washington. Israel legte nach US-Angaben „belastende und weit gehende Beweise“ für die Verwicklung führender Palästinenser in den mutmaßlichen Waffenschmuggel an Bord des aufgebrachten Frachters „Karine A“ vor. Arafat stritt bislang eine Verwicklung seiner Behörde ab.
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