: Keine Antwort
Die „Gier“ regiert wieder an der Schaubühne
Bei der Premiere von „Gier“ im März 2000 war der Freitod Sarah Kanes noch sehr präsent, und das muss für die Rezeption nicht unbedingt gut gewesen sein. Zu nahe lag die Versuchung, in dem verzweifelten Text autobiografische Spuren der Autorin ausmachen zu wollen. Abgesehen von der pietätischen Fragwürdigkeit leidet bei solchem Zugang auch der künstlerische Anspruch eines Stückes, eine quasi-objektive Diagnose zu stellen. Jetzt kann man also mit gebührlicherem Abstand noch einmal Kanes Figuren in ihrem Gieren nach Liebe verfolgen. Wobei der Originaltitel „Crave“, also „Flehen“, einen demütigeren Unterton angeschlägt. Der passt besser zu der Hilflosigkeit, mit der die vier namenlosen, isolierten Figuren in Ostermeiers Inszenierung auf schwarzen Podesten um Halt und Kontakt ringen.
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