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„Schlossplatz ist eine K-Frage“

Schröder soll sich zu Schlossplatz-Entscheidung äußern, fordert Hannes Swoboda, Chef der Kommission Historische Mitte Berlin. Warnung an Schlossgegner im neuen rot-roten Senat, die beschlossene Rekonstruktion zu blockieren

Der Vorsitzende der internationalen Kommission „Historische Mitte Berlin“, Hannes Swoboda (Wien), hat Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) und andere zukünftige Regierungsmitglieder für deren Ablehnung einer Rekonstruktion des 1950 gesprengten Stadtschlosses kritisiert. Zugleich warnte er den neuen rot-roten Senat davor, den von Asbest befreiten Palast der Republik ideologisch zu überhöhen und für dessen Erhalt einzutreten. Swoboda kündigte an, er wolle in dieser Woche ein Finanzierungskonzept zum Wiederaufbau des Schlossplatzes vorlegen. Die Kommission hatte sich Ende Dezember 2001 mit knapper Mehrheit dafür ausgesprochen, dass der einstige Barockbau wiederhergestellt und als Museums-, Bibliotheks- und Veranstaltungsort genutzt werden sollte.

Nach Ansicht des Vorsitzenden müssten Berlin und der Bund sich zu einer schnellen Entscheidung für den Wiederaufbau des Stadtschlosses durchringen. „Der leere Schlossplatz ist eine Schande für die Hauptstadt.“ Um den Prozess zu beschleunigen, solle sich Bundeskanzler Schröder, der sich bereits für die Rekonstruktion ausgesprochen hatte, erneut zur Gestaltung des Standortes äußern. Dies sei „eine K-Frage“, sagte Swoboda.

Hintergrund von Swobodas Vorstoß sind Äußerungen von Berliner Politikern der neuen rot-roten Regierung. Strieder hatte sich nach der Kommissionsentscheidung gleich mehrmals gegen eine originale Rekonstruktion des Schlosses ausgesprochen. Stattdessen müsse ein Bauwettbewerb Vorschläge zur zukünftigen Architektur am Schlossplatz bringen, meinte Strieder.

Der designierte PSD-Kultursenator und Schlossgegener Thomas Flierl bereitet Swoboda ebenfalls Sorgen. Mit der Präsenz der PDS im Senat und deren Votum für den Palast der Republik könnte dessen anvisierte Weiternutzung als Kulturhaus besiegelt werden. Die Berliner Landesregierung, so Swoboda, müsse sich bewusst sein, dass hier kein Bau für die nächsten dreißig Jahre, sondern „für Jahrhunderte“ zu errichten sei.

Swoboda wandte sich schließlich gegen die jüngsten Aussagen von Bund und Land, wonach die öffentliche Hand kein Geld für die Milliarden teure Investition ausgeben könne. „Wenn man das ernst nimmt, dann hätte man keine Kommission einberufen müssen, sondern die Chefs bei Walt Disney bitten sollen, einen Vergnügungspark zu machen.“ Swoboda kündigte den Vorschlag einer Mischfinanzierung aus Steuergeldern, Einnahmen aus Grundstücks- und Immobilienverkäufen und einem privaten Aktienmodell an. ROLA, DPA

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