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Flüchtlingsinitiative: Der Beratungs-Durchlauferhitzer

Wer war noch nicht in der Friesenstraße: Kurden aus aller Herren Länder, Togolesen, Sierra Leoner, Liberianer, Nigerianer, Roma – einmal sogar ein Jugendlicher aus China. Nicht allen konnte die Flüchtlingsinitiative in ihrem Asylverfahren helfen. „Das liegt häufig daran, dass die Leute erst kommen, wenn es schon zu spät ist“, sagt Holger Dieckmann, nach zweieinhalb Jahren schon ein Altgedienter unter den sieben ehrenamtlichen Beratern „für Flüchtlinge, die ihre Rechte nicht kennen.“ Die Fluktuation ist hoch, denn Flüchtlingsberatung schlaucht. Nicht jeder ist für den täglichen Kleinkrieg mit den Behörden geschaffen, für die unendlichen Winkel des Asylrechts.

Die Leute von der „Ini“ gehen mit zur Ausländerbehörde oder aufs Sozialamt, wenn es sein muss. Oder sie besorgen einen spezialisierten Anwalt. Meistens müssen sie dann auch noch bei der Suche nach einer Finanzierung helfen, wenn sie selbst nicht einspringen können. Die Initiative ist zwar ein gemeinnütziger Verein, aber das Spendenaufkommen genügt trotzdem nicht, um die Kosten des Beratungsbetriebs zu decken. Die Portokosten zahlen die ehrenamtlichen BeraterInnen allzu häufig aus eigener Tasche. Eine große Genugtuung war es deshalb, als vor einem Jahr 1.500 Mark aus der Gerichtskasse eingingen: Ausgerechnet zwei Polizisten mussten das Geld zahlen, die einen „Kunden“ der Beratung auf dem Heimweg misshandelt hatten. Seither kommt es hin und wieder vor, dass die Initiative vom Amtsgericht begünstigt wird – wenn der Geschädigte das vorschlägt.

Politisch gilt in der Initiative ein Minimalkonsens: „Wir sind uns darin einig, dass wir die Flüchtlinge in ihren Rechten unterstützen wollen – denn davon haben sie zu wenig“, sagt Dieckmann. Deshalb arbeitet die Ini „nebenbei“ auch noch auf politischer Ebene für „veränderte Rahmenbedingungen“. jank

Flüchtlingsinitiative, Friesenstr. 21, Tel.: 70 57 75. Tel.: Beratung: dienstags 10 bis 14, mittwochs 14 bis 18 und donnerstags 10 bis 18 Uhr.

Spendenkonto 11 67 37 20, BLZ 290 501 01, Sparkasse Bremen

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