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Summen, Spucken, Flatterzunge

■ Die Blockflötenklasse der Hochschule für Künste spielte mit zig Kindern

Das letzte Familienkonzert hätte gut und gerne im großen Saal der Glocke stattfinden können, so überfüllt war der kleine Saal. Sechs StudentInnen der Blockflötenklasse „Han Tol“ von der Hochschule für Künste hatten eingeladen zu: „Die Bremer Stadtmusikanten auf Reise“. Und zig Kinder hatten ihre Flöten mitgebracht. Liebevoll, kurzweilig und einfallsreich war die Vorstellung der großen Familie der Blockflöte mit sieben Instrumenten: von der Sopranino-Flöte bis zum großen Subbass, der sich nur stehend spielen lässt.

Die Blockflöte in C ist wahrscheinlich das Instrument, das die Altersklasse der unter Zehnjährigen am besten kennt: Sie ist meist das erste Instrument, das Kinder spielen. Genau daher rühren auch die Fehl- und Vorurteile, die die Blockflöte begleiten. Sogar professionelle MusikerInnen meinen: „Das kann ich auch“.

Nach der Renaissance ausgestorben, fristete sie erst in der musikalischen Früherziehung dieses Jahrhunderts wieder ein oftmals zweifelhaftes Dasein. Weltklassespieler wie Frans Brüggen regten zeitgenössische Komponisten an, die einstmals gerühmte Sprachähnlichkeit der C-Flöte wieder zu entdecken. Seitdem gibt es eine eine Menge qualitativ hochwertige Literatur, die jedoch nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass für dieses Instrument „drei Jahrhunderte kompositorische Entwicklung einfach fehlen“ (Han Tol).

Kinder akzeptieren Alternativen zum Fernsehen – das zeigte das Konzert. Dabei hatte die Aufführung gar nicht viel mit den „Bremer Stadtmusikanten auf Reise“ zu tun: Esel, Hund, Katze und Hahn, einfach markiert durch Masken und Kostüme, ziehen durch verschiedene Länder. Die Katze sucht die Schönheit in Italien – ein Stück von Anthonello de Caserta. Der Hahn sucht die Schnörkel – „Die Lerche“ von Clement Jannequin. Die Sopranino-Flöte war ausersehen, die virtuose „Badinerie“ von Bach zu spielen. Auch nach Japan ging's mit einem etwas dümmlichen „Idylle“ von Ryohei Hirose.

Sei's drum, das Ensemblestück gab Gelegenheit, verschiedene Blastechniken wie Summen, Spucken und Flatterzunge zu demonstrieren. Und die wurden gebraucht für die pädagogische Meisterleistung von Han Tol: Die Kinder durften alle auf die Bühne kommen – es mögen so siebzig gewesen sein – und spielten „Bruder Jacob“ im vierstimmigen Kanon.

Ein Heidenspaß für alle – und sicher ein Highlight beim Bemühen des Teams, Kindern und Jugendlichen die Glocke auch als ihr Haus schmackhaft zu machen. Es folgen: Am 3. März ein Überraschungskonzert mit dem Philharmonischen Staatsorchester, in den Osterferien „Bühne frei für Kids“ und am 28. April eine musikalische Schnitzeljagd mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen.

Ute Schalz-Laurrenze

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