: skurriles familienalbum
Polizisten, Schlagstöck, Tränengas, fliehende Menschen, Fahnen, vermummte Demonstranten – wie Szenen aus einem skurrilen Familienalbum wirken Laura Hegewalds Fotografien. Es sind Aufnahmen der Straßenschlachten am Rande der Gipfel-Demonstrationen in Göteborg und Genua vergangenen Sommer. Unisono in Schwarzweiß gehalten – „um den Blick nicht vom Wesentlichen abzubringen, keine Zerstreung zuzulassen“, wie Hegewald betont. Nur dass der hohe, weiße Gang des Rechenzentrums der Humboldt-Universität, in dem die Ausstellung noch bis zum 7. März untergebracht ist, den Blick erst gar nicht auf den Bildern ruhen lässt. Die Wände schlucken förmlich die Exponate, das Wesentliche bleibt zu suchen. Aber mit einer solchen Präsentation hätte Hegewald, die im dritten Semester Fotografie und Medien in Bielefeld studiert, ohnehin nicht gerechnet, als sie sich mit ihrer Kamera ins dichte Gewühl der Massendemonstrationen stürzte. Ursprünglich gehörte das nur zu ihrem „Free Photography“-Seminar. Die Möglichkeit der Präsentation in der Humboldt-Uni habe sich erst später und eher zufällig über private Kontakte ergeben. Den Räumlichkeiten zum Trotz vermitteln ihre Momentaufnahmen Spontanität und Nähe, spielen mit Gegensätzen und betonen immer wieder die Gewalt, der die Demonstranten ausgesetzt waren. Göteborg – Genua, die Schauplätze scheinen austauschbar. Ein beabsichtigter Effekt, betont die Fotografin, denn „die Menschen und ihre Erlebnisse sind es, die in meinen Bildern im Vordergrund stehen“. Durchaus atmosphärische Fotos also, denen es aber leider an Innovation mangelt – haben sich doch Bilder dieser Art über die letzten Monate tausendfach eingebrannt. Die Ausstellung im Hauptgebäude der HU, Unter den Linden 6, ist jeweils von Montag bis Freitag von 12 bis 18 Uhr geöffnet. SP
FOTO: LAURA HEGEWALD
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