: Neue Hoffnung auf Dialog in Kolumbien
Die FARC-Guerilla und die Regierung wollen es doch noch einmal mit Friedensverhandlungen versuchen
BUENOS AIRES taz ■ Die kolumbianische Regierung und die stärkste Guerilla des Landes, die „Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC)“, wollen ihren am Wochenende abgebrochenen Dialog am Mittwoch wieder aufnehmen. Das gaben beide Seiten in einem gemeinsamen Dokument am Montag kurz vor Ablauf des Ultimatums von Präsident Andrés Pastrana bekannt. Hätten die FARC nicht in letzter Minute eingelenkt, hätten sie die ihnen vor drei Jahren zugestandene neutrale Zone bereits verlassen müssen. Jetzt dürfen sich die Guerilleros bis zum 20. Januar dort ungestört aufhalten.
Die Wendung kam, nachdem mehrere europäische Botschafter und die UNO in den Konflikt zwischen FARC und Regierung interveniert hatten und nach San Vincente del Caugúan in die FARC-Zone gereist waren. Die UNO hatte zuvor James LeMoyne als Sondergesandten geschickt. Die Diplomaten werden auch am Mittwoch die Gespräche zwischen Regierung und FARC begleiten. Ende vergangener Woche hatte Pastrana den Friedensprozs für beendet erklärt und die Armee auf die Eroberung der FARC-Zone vorbereitet.
Auch die FARC hatte am Wochenende den Dialog aufgekündigt. Der Friedensprozess zwischen Regierung und FARC wurde nach Angaben Pastranas wieder aufgenommen, nachdem die FARC anerkannt hätten, dass es ausreichende Garantien für weitere Verhandlungen seitens der Regierung gebe. Ferner hätten sich die FARC dazu verpflichtet, über einen Waffenstillstand zu verhandeln. Die seit drei Jahren laufenden Kontakte zwischen Regierung und FARC wurden von beiden Seiten immer nur als Gespräche, nicht als Verhandlungen definiert. Nur zeitweilig hat die FARC einen einseitigen Waffenstillstand verkündet.
Sollten die Gespräche zwischen Regierung und FARC scheitern, so machte Pastrana deutlich, dass der Militäreinsatz gegen die Guerilla nur aufgeschoben wurde. Mit Hilfe der USA haben die kolumbianischen Streitkräfte während des Friedensprozesses stark aufgerüstet. Schon lange steht Pastrana unter dem Druck der Militärs und der USA, die Armee auf die FARC zu jagen. „Pastrana ist das Objekt starken Drucks von vielen Seiten“, interpretierte der FARC-Kommandant Raúl Reyes die Haltung des Präsidenten. In einem Fernsehinterview beteuerte Reyes, dass die FARC nach einer politischen Lösung für den blutigen Konflikt in Kolumbien suchen würden.
INGO MALCHER
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