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Kanonen auf Spatz

Was an Silvester erfreut, gerät im Laufe des Jahres schnell zum Ärgernis. Knallschussanlagen entfachen heftige Streitigkeiten zwischen Bauern und Anwohnern in Nordfriesland. „Alle vier Minuten drei Schüsse pro Knallanlage, das macht einen verrückt“, empört sich Jürgen Nelting aus Westerhever. Zumal in seiner Nachbarschaft nicht nur eine, sondern sechs der schießwütigen Apparate stehen. „Vogelscheuchen reichen heutzutage nicht mehr aus“, kommentiert ein Landwirt lakonisch. Hungrigen Gänsen und Enten müsse man mit schwererem Geschütz begegnen. Wer nun gleich an Weihnachtsbraten denkt, liegt allerdings falsch. Geschossen wird ausschießlich in die Luft, das Federvieh bleibt unverletzt. „Sonst hätten wir auch noch den Tierschutzverein auf unseren Feldern“, grummelt der Bauer.

Zumindest das Ordnungsamt will Jürgen Nelting einschalten. Denn die Knallerei überschreite mit 110 Dezibel den Richtwert von 60 dB (Dezibel) am Tag und 45 dB in der Nacht deutlich. Als gesundheitsgefährdend gelten 65 dB. Da könne er ja gleich in die Stadt ziehen, beschwert sich Nelting. Verkehrslärm habe nur 80 Dezibel und sei wenigs-tens von gleichmäßiger Lautstärke, im Gegensatz zu Schüssen.

„Vögel kann man auch mit Lichtblitzen vertreiben“, sagt der Umweltingenieur. Doch diese zu instalieren sei komplizierter als die Schießanlagen einzuschalten. Auch ein Vorteil für Stadtbewohner: Ampeln, Radaranlagen, Neonreklame und flackernde Straßenlaternen machen den sensiblen Piepmätzen den Garaus. Sollte sich doch eine phlegmatische Taube ins Vorgarten-Gemüsebeet verirren, sind Knallschussanlagen die Ausnahme. Hobbygärtner bevorzugen einfache Schrotflinten.

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