piwik no script img

Schnee treibt Gemüsepreise hoch

Bis zu fünfmal so viel wie sonst kosten derzeit Salat und Gemüse. Der kalte Winter schadet der Ernte in Südeuropa

MADRID taz ■ Ein Jahrhundertwinter und starke Regenfälle lassen die Preise für spanisches Gemüse und Obst in die Höhe schnellen. Bis zu fünfmal so viel wie normal kosten in Spaniens und Europas Supermärkten die landwirtschaftlichen Produkte von der Iberischen Halbinsel. Besonders betroffen ist die Mittelmeerregion Murcia, aus der im Winter 30 Prozent der spanischen Agrarexporte stammen.

„Die Katastrophe für die Bauern“, so José Luis Muñoz, Sprecher des spanischen Landwirtschaftsverband COAG, habe mit zwei Frostnächten am 16. und 17. Dezember begonnen. Bis auf vier Grad unter null fiel die Quecksilbersäule dank einer sibirischen Wetterfront – Temperaturen, wie sie in Murcia seit Menschengedenken nicht gemessen wurden.

Ein Viertel der Anbaufläche für Kopfsalat war betroffen. Auch bei Brokkoli und Blumenkohl sah es nicht viel besser aus. Die Ernte von Zitrusfrüchten und Steinobst sowie die Schnittblumenproduktion wurden fast vollständig vernichtet. Insgesamt belief sich der Schaden auf 18 Millionen Euro. In der Nachbarregion Almería hielten sich die Schäden in Grenzen. Hier wird nicht wie in Murcia im Freien angebaut, sondern in Folienzelten. Die Ernte blieb unversehrt. Nicht so die Preise: Die steigenden Heizkosten für die Plastik-Gewächshäuser werden auf den Konsumenten umgelegt.

„Wir haben uns bis heute nicht erholt“, beklagt sich der COAG-Sprecher. Denn nach der Kältewelle kam in Murcia der Regen in Mengen wie seit 40 Jahren nicht mehr. Was seit Weihnachten angepflanzt wurde, verfault auf dem Acker. Normalerweise lebt Murcia vom trockenen, milden Winterklima. Sonne und Tröpfchenbewässerung heißt das Geheimnis des Exporterfolges aus Murcia. Zwei Millionen Tonnen Obst und Gemüse sind es in normalen Jahren. Das Barometer verspricht für die nächsten Tage und Wochen Besserung. „Wenn sich die Vorhersagen bestätigen, werden sich die Preise in den nächsten zwei bis drei Wochen normalisieren“, glaubt COAG-Sprecher Muñoz.

Doch das betrifft nur Gemüse und Obst. In Katalonien, Valencia, Murcia und Almería erfroren vielerorts die Oliven an den Bäumen oder fielen durch den Regen ab und wurden im Schlamm begraben. Wenn die neue Ernte auf den Markt kommt, wird der Olivenölpreis, vor allem für hochwertige Öle, dadurch steigen.

REINER WANDLER

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen