: Spielbudenplatz bleibt Platz
Bausenator Mettbach will am Entwurf für Umgestaltung festhalten. Rot-grüner Finanzierungsansatz bleibt erhalten ■ Von Gernot Knödler
Die Menschen in St. Pauli müssen weiter auf eine Neugestaltung des Spielbudenplatzes warten, jedoch will auch der neue Senat auf eine Bebauung verzichten. Dies ist das Ergebnis eines Gesprächs zwischen der Anliegergemeinschaft Spielbudenplatz und Bausenator Mario Mettbach (Schill-Partei) von gestern. Der Umbau wird Mettbach zufolge frühestens 2003 beginnen – ob noch in der laufenden Legislaturperiode ist ungewiss.
Zu der Anlieger-Gemeinschaft gehören so unterschiedliche Unternehmen wie das Schmidt-Theater, das Panoptikum und die Esso-Tankstelle in der Taubenstraße. Sie waren hellhörig geworden, weil sich Mettbach in einem Zeitungsinterview despektierlich über die Reeperbahn geäußert hatte. Dort war der Senator mit den Worten zitiert worden: „Die Reeperbahn ist eine Ansammlung von Billigshops, Spielhallen und Peep-Shows geworden. Das Flair von St. Pauli ist weg.“ Der Spielbudenplatz könne so nicht bleiben. „Die ganze Ecke dort ist tot.“
Für Irritationen hatte überdies die Nachricht gesorgt, dass Willi Bartels' Pachtvertrag für das Steakhouse auf dem Spielbudenplatz über das Jahr 2001 hinaus verlängert worden war. Das stellt die Umbaupläne des alten Senats in Frage, der in den diesjährigen Haushaltsplan knapp 1,8 Millionen Euro eingestellt hatte, um den Platz zu pflas-tern und mit Strom und Wasseranschlüssen zu versehen.
Der Vertrag sei bis Ende 2002 mit anschließender vierteljährlicher Kündigungsfrist verlängert worden, weil erkennbar geworden sei, dass mit der Umgestaltung in diesem Jahr nicht würde begonnen werden können, sagte der Sprecher der Finanzbehörde, Burkhard Schlesies. Man habe vermeiden wollen, dass an der Stelle des Steakhauses zeitweilig eine Brache oder Ruine entstünde.
Mettbach bedauerte, dass seine Äußerungen bei den Anliegern falsch angekommen seien. Er wolle den Platz „sobald als möglich“ umgestalten. „Ich möchte, dass auf dem Platz das Leben tobt“, sagte Mettbach. Das vorgesehene Geld bleibe auch über 2002 hinaus im Haushalt. Auf einen Zeitrahmen für den Umbau wollte sich der Bausenator jedoch nicht festlegen.
Mettbach befürwortet seiner Sprecherin zufolge das aus einem Ideenwettbewerb hervorgegangene Konzept der Künstlerin Niki de St. Phalle. Die Baubehörde arbeite mit Hochdruck daran, aus dem Entwurf ein konkreten Plan werden zu lassen. Um das Konzept einschließlich der vorgesehenen Skulpturen vollständig umsetzen zu können, fehlen schätzungsweise weitere 2,3 Millionen Euro. Die Anlieger-Gemeinschaft würde gerne das Veranstaltungsprogramm für den erneuerten Platz gestalten. Zurzeit aktualisiert sie ihr Konzept, das sie Mettbach vorlegen will.
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