: „Hier ist nichts aus dem Ruder gelaufen“
NRW-Medienstaatssekretärin und ZDF-Fernsehrätin Miriam Meckel (34) begreift das Wahldebakel als Chance
taz: Frau Meckel, ist Ihnen nach der heutigen Sitzung eher zum Weinen oder zum Lachen?
Miriam Meckel: Weder noch. Mir ist nach einer vernünftigen Lösung zumute. Das scheint unter den Zusammenhängen, in denen wir uns bewegen, nicht ganz einfach zu sein. Wir befinden uns nach einer 20-jährigen Intendantenzeit in einer Umbruchsphase und wir müssen uns Zeit lassen, um in dieser Konstellation ein optimales Konsensergebnis herbeizuführen.
Aber dieses aus dem Ruder gelaufene Verfahren beschädigt doch das ZDF.
Hier ist nichts aus dem Ruder gelaufen. Die Schwierigkeiten sind überwindbar. Und ich sehe auch nicht, wo der Schaden liegen soll: Wir haben bis Mitte März einen engagierten Intendanten.
Und wie soll bis dahin der Nachfolger gefunden werden?
Der neue Intendant muss mit einer möglichst komfortablen Mehrheit im Fernsehrat aus gestattet sein – und nicht nur mit zwei oder drei Stimmen knapp durchrutschen. Die Findungskommission wird sich jetzt nochmal zusammensetzen und Anfang März einen Vorschlag machen, der auf Konsens gerichtet ist. Ich glaube, dass dies nach den heutigen Erfahrungen funktionieren wird.
Das klingt eher nach Pragmatismus als nach politischen Konsequenzen.
Nein, es gibt reichlich Reformbedarf: Wir müssen uns Gedanken machen, wie man diese Strukturen aufbrechen kann. Die Parteipolitisierung des Verfahrens führt zu einer absurden Blockbildung. Das hat nichts mehr mit Pluralismus der Gremien zu tun. Es wird hierzu eine Initiative von NRW und Schleswig-Holstein geben, basierend auf den Vorschlägen von Heide Simonis zur Entpolitisierung der Gremien.
Nach dem Motto: Bislang sind solche Appelle eher verhallt, jetzt ist der Leidensdruck groß genug?
Niemand spricht davon, dass dieses Verfahren hervorragend oder auch nur akzeptabel ist. Man kann eigentlich niemandem mehr empfehlen, sich als Kandidat in dieses Verfahren hineinzubegeben, wenn es so läuft wie bisher. Das ist absurd und entwürdigend. Ich glaube trotzdem an die kathartische Wirkung eines solchen Prozesses. Und ich bin zuversichtlich, dass wir damit eine Entwicklung angestoßen haben.
Gehört dazu auch ein neuer Kandidat aus Richtung NRW?
Ich möchte jetzt erst mal auf die Findungskommission setzen. NRW-MinisterpräsidentWolfgang Clement hat ja mehrere Vorschläge gemacht, die einfach vom Tisch gewischt wurden. Und beim zweiten Anlauf hatten wir uns auf einen Konsenskandidaten – Günter Struve, der nicht von SPD-Kreisen vorgeschlagen war – verständigt. Da gab es ausreichende Signale, dass die andere Seite bereit war, mitzugehen. Nur: Mit der Entscheidung der K-Frage hat sich das umgedreht: Durch den Rückzieher der CSU wurde aus der K-Frage eine I-Frage. An dieser Stelle haben wir gemeinsam festgestellt: Jetzt müssen wir uns neu aufstellen und einen völlig neuen Aufschlag machen. INTERVIEW: STG
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