: Die „Stimme Palästinas“
Die Sender der Autonomiebehörde zwischen Information und Propaganda
BERLIN taz ■ Die Bevölkerung in den palästinensischen Gebieten hat schnell gelernt, zu differenzieren: Wenn es um politische Hintergrundinformationen geht, schaltet sie den Fernsehsender Al-Dschasira aus Katar ein. Wenn sie aber wissen möchten, wodurch die Explosion verursacht wurde, die sie gerade hören, dann gilt der erste Handgriff dem Radio: „Saut Filistin“. Die „Stimme Palästinas“ erklärt dann zumeist schon innerhalb von Minuten, was los ist. Wie alle Fernseh- und Radioprogramme der palästinensischen Autonomiebehörde vertritt auch „Saut Filistin“ allein den palästinensischen Standpunkt. Dazu gehört zum Beispiel, dass jeder von israelischen Soldaten getötete Palästinenser als „Märtyrer“ beschrieben wird – eine Vorgehensweise, die von der israelischen Regierung immer wieder als Verherrlichung des gewalttätigen Widerstands gegen die israelische Besatzung gebrandmarkt wurde. Szenen aus der Intifada werden mit nationalistischer Musik unterlegt. Um reine Propaganda handelt es sich nur selten, eher um unkritische Durchhalteberichterstattung.
Die Sender der Autonomiebehörde informieren über gesperrte Straßen, Demonstrationen und die Namen Getöteter und Verletzter. Die Fernsehsender übertragen Zusammenstöße in der Regel live – so dass jeder sehen kann, welche Verwandten dabei sind.
Darüber hinaus sind die Sender der Palestinian Broadcasting Corporation, die ein Jahr nach dem Oslo-Abkommen von 1993 ihre Arbeit aufnahm, ein Symbol für die herbeigesehnte Staatlichkeit. In der Regel halten sich die Programme mit direkten Kampfaufrufen gegen Israel zurück – der Verzicht auf Propaganda ist Teil eines Abkommens. Neben den offiziellen Sendern unterhält beinahe jede palästinensische Gruppe ihre eigene Station, die je nach Coloeur wesentlich radikaler sein kann. YAS
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen