Eon hofft auf Müller

Laut Kartellamt darf der Energiekonzern das größte Gasunternehmen Deutschlands, die Ruhrgas, nicht übernehmen. Minister muss entscheiden

BERLIN/BONN taz/rtr ■ Eon, Deutschlands größter Energiekonzern, erhält vom Kartellamt keine Erlaubnis, den Gasriesen Ruhrgas zu übernehmen. Das bestätigte gestern die Eon-Zentrale in Düsseldorf. Das Bundeskartellamt in Bonn habe den Kauf des 25,5-prozentigen Ruhrgas-Anteils der Deutschen BP untersagt. Da Eon aber gesamtwirtschaftliche Vorteile in der Mehrheitsübernahme des Gasgroßhändlers sehe, wolle der Konzern den Beschluss von der Bundesregierung aufheben lassen. Der Gasmarkt müsse im Weltmaßstab und nicht nur im nationalen Rahmen gesehen werden, meint Eon. Das Kartellamt (www.bundeskartellamt.de) wird seinen Beschluss heute der Öffentlichkeit vorstellen, hat den Bescheid aber schon vorher den betroffenen Firmen zugestellt.

Der Bundeskanzler und sein Wirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) haben vorsichtig angedeutet, dass Müller mit einer selten vorkommenden Ministererlaubnis die Entscheidung des Kartellamts aufheben könne. Ein Ministeriumssprecher sagte gestern, man werde zunächst den Antrag des Unternehmens abwarten und prüfen.

Die Eon AG ist aus der Fusion von Viag/Bayernwerke und Veba/Preussenelektra hervorgegangen, ihr Hauptgeschäft ist der Strom. Jetzt will sie mehrere Beteiligungen an der Ruhrgas übernehmen, sodass sie im Endeffekt 60 Prozent der Aktien am größten Gasimporteur der Welt kontrollieren würde. Die Ruhrgas gehört über mehrere Beteiligungsgesellschaften mit einigen Verflechtungen vor allem großen Öl-, Strom- und Kohlekonzernen. Über Beteiligungen aller Art hat sie auch bei vielen städtischen Gasversorgern ein wichtiges Wort mitzureden (taz vom 16. 1. 2002). Größter Konkurrent der Ruhrgas in Deutschland ist die BASF-Tochter Wintershall. Im westeuropäischen Vergleich belegt sie mit einem Martkanteil von 14 Prozent des Verbrauchs Platz drei hinter der niederländischen Gasunie und der italienischen SNAM .

In einer Art Ringtausch würde bei dem Ruhrgas-Aktienhandel die Veba Oel mit Deutschlands größter Tankstellenkette Aral an den Ölkonzern BP gehen, die BP-Anteile an der Ruhrgas an Eon. Die Veba Oel will Veba schon länger verkaufen. Branchenbeobachter sahen aber auch hier kartellrechtliche Bedenken. Allerdings genehmigte das Kartellamt im Dezember die Transaktion – weil gleichzeitig RWE seine DEA-Tankstellen an Shell verkauft und so ein zweiter Tankstellenriese dem Duo Aral/BP Paroli bieten könnte. REM

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