: Private Lifes
Im Gefolge der Mettbach-Affäre: Nun kommen die Homestories mit den Schill-Leuten ■ Von Peter Ahrens
Exklusiv in der taz : Erstmals gewähren hochrangige Funktionäre der Schill-Partei Einblicke in ihr bisher von der Boulevardpresse sorgsam abgeschirmtes Privatleben. Teil der neuen Öffentlichkeitspartnerschaft zwischen Schill und dieser Zeitung, nachdem sich die taz hamburg bereit erklärt hatte, sich künftighin taz München zu nennen. Parteisprecherin Karina Weber ebnete unseren Reportern den Weg in die Wohn-, Essens- und Schlafräume der neuen Machthaber: „Nur weil es die taz München ist, machen wir so etwas. Zu diesem Blatt haben wir das Vertrauen, nicht hinter unserem Rücken gleich in die Pfanne gehauen zu werden.“ Das Misstrauen rund um die Parteizentrale in der Gotenstraße ist groß, nachdem Bild und Welt in ihrem nimmermüden Kampf gegen die Schill-Partei selbst vor Kampag-nen und offensichtlichen Lügen („Der Senator und die schöne Referentin“) nicht Halt machen: „Ist denen denn gar nichts heilig?“, schüttelt Weber betrübt den Kopf. Die Bild erdreistete sich gar, voll draufzuhalten, als sie Gesundheitssenator Rehaag beim Regieren erwischte. „Was er nach Feierabend tut, ist doch seine Sache, das geht die Medien nichts an. Schweinejournalismus“, ereifert sich Weber.
Für uns jedoch standen alle Pforten offen: Freuen Sie sich also in den kommenden Wochen auf Hintertreppenberichterstattung nach klassischem angelsächsischen Vorbild, einfühlsame Reportagen. Sie können dabei sein bei der behutsamen Annäherung an den Menschen hinter dem Schill-Mitglied. Freuen Sie sich auf Folgen wie „Peter Rehaag: Die heißen Disconächte in der Heroin-Ambulanz“, „Ronald Schill: Wollenberger Stunden“ oder „Dirk Nockemann: Abgeordneter, Bürochef, Parteivorstand – : Hilfe, ich hab keine Zeit, das ganze Geld aus diesen Jobs auszugeben.“
Heute: „Bausenator Mario Mettbach. Ein Leben auf der Überholspur.“ Nur in der taz erzählt Mettbach (“Der schöne Mario“), warum er in seiner beruflichen Nähe einen Menschen braucht, „dem ich hundertprozentig vertraue“: Der Senator: „Meine Referentin muss 24 Stunden am Tag für mich zur Verfügung stehen.“ Der Mann erwartet Professionalität nicht nur im Job. In der heimischen Küche „regiert“ dagegen Freundin Claudia. „Da bin ich konservativ“, lächelt der 49-Jährige. „Mit einer Tagesration Mettwurst und einer kräftigen Gulaschkanone kann man Mario die größte Freude machen“, verrät die aparte 26-Jährige. Abends sitzen die beiden bei einem guten Rotwein zusammen und diskutieren „die bundesweite Ausdehnung“, wie Mettbach scherzhaft formuliert. Im Hintergrund spielt dann stets eine gute Jazz-Platte: „Am liebsten Heino.“
Der Hauptmann liebt es privat spartanisch. Als kleinen Luxus gönnt er sich lediglich seine Flak im Vorgarten – ein leidenschaftliches Hobby des früheren Fallschirmspringers: „Am liebsten nehme ich mir Radfahrer vor“ – und die Massagebank im Bad, um die er gern seine engsten politischen BeraterInnen in entspannter Atmosphäre versammelt. Vor der Garage steht ein schmucker Spürpanzer Leopard: „Darin mit 120 Sachen nachmittags über die Stresemannstraße – das ist das Tollste, was es gibt.“
Sein Lebensmotto hat sich Mettbach vom US-Präsidenten Kennedy abgeschaut: „Frag nicht, was der Staat für dich tun kann, sondern frage, was du für deine näheren Bekannten tun kannst.“ Mit dieser Maxime „bin ich immer gut gefahren“, sagt der Polit-Profi, dessen großes Vorbild Uwe Seeler ist. „So erfolgreich wie Seeler als HSV-Präsident möchte ich auch als Senator sein“, schaut Mettbach in die Ferne bli-ckend. Nun ist er doch wieder bei der Politik. „Ich kann Privates und Politisches einfach schlecht voneinander trennen“, sagt er achselzu-ckend. Er ist ein rechter Schelm..
Die nächste Folge in der taz München: Party, Party, Party. Mein wildes Leben als Senator.
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