: Viel Lärm ums Lernen
■ Senator Lange badet im Applaus der Abendblatt-Leser und NDR-90,3-Hörer. Handelskammer will Wirtschaft in den Schulen
Nachdem Schulsenator Rudolf Lange (FDP) in den vergangenen Tagen viel Kritik einstecken muss-te, war das von Hamburger Abendblatt und NDR veranstaltete Schulforum am Dienstagabend wohl wie ein verlängerter Urlaub. Lange badete in Applaus: Abitur nach 12 Jahren? Für die meisten der anwesenden Eltern und Schüler eine gute Idee, „ich habe vier Kinder, die haben an vier verschiedenen Gymnasien Abitur gemacht, und alle haben das letzte Jahr nur gegammelt“, erzählt ein Vater.
Zwar gab es von der GEW-Vorsitzenden Anna Ammonn und anderen LehrerInnen Kritik an der hastigen Umsetzung. Doch denen antwortete Erziehungswissenschaftler Professor Reiner Lehberger mit dem amerikanischen Spruch: „No pain, no change.“ Organisatorische Probleme gebe es nicht, die Behörde habe Zeit, den Lehrplan zu verdichten, solange die Schüler noch in der Unterstufe seien.
Lange verkündete gestern Details: An den integrativen Gesamtschulen bleibt alles beim Alten, aber an den Gymnasien und den zwei kooperativen Gesamtschulen sollen die Fünftklässler ab August zwei Stunden mehr Unterricht erhalten, eine Stunde Mathe und eine Stunde Deutsch. Auf den Einwand, Kinder seien mit erst 30 und ab der siebten Klasse 34 Unterrichtsstunden pro Woche überfordert, offenbarte Rudolf Lange seinen persönlichen Bildungsbegriff: „Keine Bildung ohne Anstrengung.“ Pädagogische Kuschelecken würden niemandem nutzen. Auch für den von Lange gewünschten Wettbewerb der Schulen gab es Rückenwind von vielen Eltern. Der Senator will das Stadtteilprinzip bei der Wahl der Grundschule aufheben. Doch vorerst muss jeder wie gehabt sein Kind an der Schule im Stadtteil anmelden, Wünsche nach einer anderen Schule sollen aber großzügiger erfüllt werden.
Natürlich geht es auch um PISA. Lange beharrt: „PISA bestätigt den Koalitionsvertrag“, was die GEW-Vorsitzende Anna Ammonn „abenteuerlich“ findet, sieht sie in PISA doch ein Minus für die frühe Auslese des dreigliedrigen Systems. Unerschütterlich bemerkt dazu Hubert Grimm, bei der Handelskammer für Berufsbildung zuständig: „Natürlich kann unser dreigliedriges System nicht das Beste sein, weil wir nicht das beste daraus machen. In Hamburg werden Schüler nur danach unterschieden, ob sie Abi haben oder nicht. Selbst ein guter Realschüler trägt ein Stigma.“ Seine Lösung: Das Fach Wirtschaft. „Denn jeder, der nicht Künstler oder Sportler wird, landet in der Wirtschaft. Und wie soll man für etwas motiviert werden, was man nicht kennt?“ san
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