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Seifenblase Militär-Airbus?

■ Erst Kurzarbeit, dann neue Arbeitsplätze: Airbus Bremen und die Folgen des 11.9

Airbus im Zeichen von olivgrün: „Das Bremer Airbus-Werk ist der deutsche Schwerpunkt für die Produktion des Militärtransporters A 400 M.“ freut sich der Bremer CDU-Fraktionsvorsitzende Jens Eckhoff. In der kommenden Woche muss nur noch der Bundestag der Finanzierung der 73 Transportflugzeuge zustimmen, die Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) vor einigen Wochen bestellt hatte.

David Voskuhl, Sprecher von Airbus Deutschland bestätigt zögernd: „Richtig ist, dass die Werke in Bremen und Stade beim Bau des A 400 M eine prominente Rolle spielen werden.“ Ob der Oliv-Flieger tatsächlich die 500 neuen Jobs bringt, von denen der EADS/Airbus-Vorsitzende Hans-Joachim Gante vor einem halben Jahr gesprochen hat, darüber wollen weder Voskuhl noch Johann Dahnken, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei Airbus Bremen, spekulieren.

Vor allem: „Der Flieger muss ja erst mal entwickelt werden“, bevor mit Arbeitsplätzen in der Produktion zu rechnen sei, so Betriebsratsvorsitzender Dahnken. Das kann allerdings noch dauern: Für 2007 ist die Erstauslieferung geplant.

Der ehemalige Konversionsbeauftragte in Bremen, Wolfram Elsner, kommentiert den CDU-Jubel um die erhofften Rüstungsjobs: „Jetzt sind wir wieder da angekommen, wo wir 1990 mit der Konversion angefangen haben. Noch vor ein paar Jahren waren selbst die Ingenieure überzeugt, nicht mehr in der Rüstung arbeiten zu wollen. Airbus hat die Konversion einfach ausgesessen.“

Die Hoffnung des CDU-Fraktionsvorsitzenden Eckhoff, dass der Bau des A 400 M „nachhaltig positive Auswirkungen auf den Standort Bremen“ haben werde, sieht Elsner „wie eine Seifenblase zerplatzen“. „Die Zahl von 500 neuen Arbeitsplätzen ist zu hoch. Bis zum Produktionsbeginn wird sich die Zahl der neuen Arbeitsplätze im zweistelligen Bereich bewegen.“ Eine Zahl von 200 bis 300 neuen Jobs bei Airbus für die eigentliche Bauphase des Militärfliegers hält Elsner für realistisch.

Die Flugzeugbauer können den Militär-Auftrag gut gebrauchen. Derzeit denken sie erst einmal über Kurzarbeit nach – eine Folge der weltweiten Luftfahrt-Krise. „Mit der Kurzarbeit werden wir wohl auch noch nächstes Jahr ein Problem haben“, sagt der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Johann Dahnken vom Bremer Werk. Auch die A 400 M-Produktion werde Airbus nicht vor der drohenden Kurzarbeit bewahren können, bestätigt Sprecher Voskuhl.

Ulrike Bendrat

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