Mit Glamour unterm Ärmchen

Bild-Journalistin Dana Horáková wird neue Kultursenatorin und will mehr Hollywood-Premieren nach Hamburg holen  ■ Von Elke Spanner

Dana Horáková macht Kultur zum Anfassen. 1994, als sie noch Kultur-Ressortchefin bei der Bild-Zeitung war, füllte sie die Seiten mit selbstgereimten Gedichten ihrer LeserInnen. Ihr Anliegen sei es, sagte sie gestern, „Kultur zu vermitteln für Menschen, die das Licht der Welt nicht in einer Wiege mit Goethe unterm Ärmchen erblickten“. Das kann sie fortan auf einem einflussreichen Posten tun: Der Senat präsentierte die Boulevard-Journalistin gestern als neue Kultursenatorin der Stadt.

Die promovierte Philosophin hat ihre Philosophie bisher stets in kurze Sätze packen müssen: Sie war unter anderem stellvertretende Chefredakteurin der Welt am Sonntag, arbeitete bei der Bunten und der Bild. Dort war sie bis jetzt als freie Autorin beschäftigt und bereicherte das Boulevardblatt mit Rubriken wie „Danas Kulturstück“. Darin beschreibt sie Gemälde („Die Mama – oder ist's die ältere Schwester – hat entspannt ihre Hände in den Schoß gelegt, das ernste Mädchen hält sich am Nähkörbchen voller Wollknäuele fest“) und führt die Betrachter zu den „Denkmälern Deutschlands“: Im Schloss Augustenburg zum Beispiel sah sie „ein Licht, das dich wie ein duftender Schleier umhüllt“.

Fortan wird sie sich profanen Dingen wie der Verwaltung eines knappen Kulturhaushaltes widmen müssen. Nike Wagner, die zuerst als Senatorin im Gespräch war, hatte das Amt abgelehnt, weil sie den Etat für eine Stadt wie Hamburg zu gering fand. Horáková hingegen hat keine finanziellen Bedingungen gestellt: „In dieser Sparzeit ist der Kulturetat von der neuen Regierung sogar erhöht worden“, sagt sie, und dass sie das „fantastisch“ findet. Zur künftigen Kulturpolitik in der Stadt wollte sie sich konkret noch nicht äußern, ehe sie mit ihren künftigen MitarbeiterInnen und den Kulturschaffenden der Stadt gesprochen hat. Sie kündigte aber bereits an, Hamburg Glanz verleihen zu wollen, damit „Römer, Finnen, Russen und Polen nach Hamburg kommen“. Für Deutschlandpremieren von Hollywoodproduktionen beispielsweise.

Nach vorausgegangenen Absagen hatte der Senat schliesslich über eine PR-Agentur nach KandidatInnen für den SenatorInnenposten suchen lassen. Für Horáková hätte es Empfehlungen aus Frankfurt, München und London gegeben, lobte Rudolf Lange (FDP), der zurzeit übergangsweise auf dem Chefsessel der Kulturbehörde sitzt. Im Februar, so BÜrgermeister Ole von Beust (CDU), soll die neue Senatorin ihr Amt antreten. Sie selbst betont, in der Politik nicht unerfahren zu sein. In ihrer Studienzeit in Prag, schreibt sie in ihrer Vita, habe sie einem Freundeskreis um den jetzigen Präsidenten Vaclav Havel angehört, und „meine Wohnung wurde zum Treffpunkt oppositioneller Künstler, Denker und Studenten“.