berliner szenen: Ich und Jana Pallaske
Kleine Indierockwelt
Im Normalfall ist der Glamourfaktor auf Indierock-Konzerten niedrig. Zu Karohemdenbands zieht es Leute, bei denen man das Gefühl hat, ihr Lebensinhalt beschränke sich auf das Kennen obskurer Bands. Von Styles keine Rede. Menschen wie du und ich gehen zu Bands, in denen Menschen wie du und ich spielen. Schöne, heile Indiewelt.
Als aber neulich Jana Pallaske, eine der viel versprechendsten deutschen Jungschauspielerinnen mit Sternchen-Status, beim White-Stripes-Konzert auftauchte, war man nur halb geschockt. So richtig Indie ist der größte Hype neben den Strokes zurzeit nicht mehr, da zeigt sich schon mal ein Star in unserem kleinen Kreis. Zudem weiß man, dass Jana Pallaske zumindest etwas von Musik versteht. Man munkelt, sie habe dafür gesorgt, dass Placebo „Engel & Joe“ mit dem Titelsong versehen durften. Diese Woche tauchte Jana Pallaske gar auf dem Konzert von Aerogramme auf, der Glasgower Vollbartträger-Innung, für die man sonst die Lizenz der Eingeweihten benötigt. Erstaunlich. Da stand sie rum, verkleidet als waschechtes Punkgirl, mit zerissenem schwarzen Tiger-T-Shirt, das stilecht von Sicherheitsnadeln zusammengehalten wurde, und an der linken Po-Tasche prangte ein Ozzy-Aufnäher. Etwas overdressed für den Anlass. Gehört die jetzt zu uns? Würde man hier auf Stuckrad-Barre treffen, immerhin ein Rocker, wäre man sich einig, dass der sich verirrt hätte. Aber Jana Pallaske? Wohl nicht. Auch ihr Filmpartner Robert Stadlober ist ja so ein Fall. Eigentlich ein hochnotpeinlicher Art Jung-Ben-Becker, der sich gerne mit Klaus Kinski verwechselt. Aber seine Band, Gary, ist nicht schlecht. Indierock. Bei deren nächsten Konzert werden wir auch da sein: Jana Pallaske und ich. ANDREAS HARTMANN
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