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Ganz weit weg

Ausgewandert: Manfred Schröder ging nach Namibia, als der Familienbetrieb in Grimma enteignet wurde

Der alte Mann erhebt die Faust, das Zeichen der Swapo-Kämpfer Namibias. „Da“, sagt er und deutet mit der anderen Hand dorthin, wo das Herz sitzt, „da bleiben sie das, was sie immer waren: Marxisten.“ Die Wut auf die DDR schwingt in der Stimme des 78-Jährigen mit. „Nachdem sie uns von allem befreit hatten“, baute er mit dem Vater 1947 noch eine neue Gärtnerei auf. Dachte noch daran, zu bleiben, im sächsischen Grimma. Oder zurückzukehren nach Leipzig, wo er nach dem Zweiten Weltkrieg die Lehre zum Papiergroßhändler gemacht hatte.

1950, da war er 27, ist er dann doch gegangen. Über Berlin nach Hamburg, in Gedanken noch viel weiter. Als der Familienbesitz 1952 enteignet wurde, reichte es ihm. Er wollte weg, so weit wie möglich. Länger als ein Jahr hat er damals in Hamburg gewartet, bis die Ausreise geklärt war, verdiente in dieser Zeit Geld als Lagerarbeiter und lernte in Abendkursen das Fotografieren. Mit Hilfe alter Kontakte des Vaters „nach Südwest“ wurde der Auswanderungsvertrag unterschrieben. Manfred Schröder schiffte sich als kaufmännischer Gehilfe in Hamburg ein – Ziel: Grootfontein, Namibia.

Zwei Wochen dauerte die Reise, bis die „Bloemfontein Castle“ vor Walvish Bay anlegte, „die Koffer haben wir über die Sanddünen am Kai bugsiert“. Dann, erzählt er, habe er sich beeilt, den Zug nicht zu verpassen, pünktlich anzukommen, wo er erwartet wurde. Der Zugführer aber saß in der Bar und blieb dort sitzen, „seelenruhig. Das war mein erster Eindruck von Afrika.“

Alle weiteren Eindrücke hat Manfred Schröder mit der Kamera eingefangen. Sein Glück: Im abgelegenen Grootfontein existierte eine Maschine mit Dieselmotor, „die Licht machte, das war wichtig für die Dunkelkammer“. Der Rest seines Lebens ist schnell erzählt: Tagsüber arbeitete er als Kaufmannsgehilfe, abends als Fotograf auf Hochzeiten, Taufen, Festen – „bei mir gab’s Bilder in einem Tag, als es über Windhuk noch zwei oder drei Wochen gedauert hat“. Darauf ist er heute noch stolz.

MARIA-THERESIA WAGNER

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