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Ein sehr selbstständiger Beamter

Claus Henning Schapper, Staatssekretär im Innenministerium, wusste früh über den V-Mann Frenz in der NPD Bescheid

Die Rolle des Spitzenbeamten scheint dem 64-jährigen Claus Henning Schapper auf den ersten Blick wie auf den Leib geschnitten. In Hannover, wo der Staatssekretär im Bundesinnenministerium nicht nur zur Schule gegangen ist, sondern auch den größten Teil seiner berufliche Karriere verbracht hat, ist von dem Sozialdemokraten vor allem das Bild eines nüchternen, stets in der Sache und vor allem juristisch gut orientierten Fachmannes in Erinnerung geblieben. Die Tasache, dass er auch ein politisch selbstständig denkender und agierender Kopf ist, hat Schapper auch in Hannover schon allzu gern ein wenig hinter der Beamtenfassade versteckt.

Es verwundert da keineswegs, dass der politische Beamte seinen Chef, Bundesinnenminister Otto Schily, nicht sofort über den ehemaligen V-Mann ins Bild gesetzt hat, der vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe im NPD-Verbotsverfahren wohl als Hauptzeuge für den üblen Antisemitismus der Partei geladen war.

Der 1937 in Königsberg in Ostpreußen geborene Schapper studierte nach seiner Schulzeit in Hannover bis 1961 in München, Hamburg und Göttingen Jura. In den Sechziger- und Anfang der Siebzigerjahre arbeitete er in der niedersächsischen Steuerverwaltung, beim Gemeindetag des Landes und wirkte anschließend im Innenministerium an der höchst umstrittenen Verwaltungs- und Gebietsreform mit.

Ein kurzer erster Ausflug in das Zentrum der Macht in Niedersachsen, als stellvertretender Abteilungsleiter in der Staatskanzlei in Hannover, dauerte zunächst nur drei Jahre und endete mit einem Karriereknick, als die CDU in Niedersachsen die Regierungsmacht übernahm.

Nach weiteren Jahren im Innenministerium in Hannover konnte sich Schapper als Datenschutzbeauftragter in Hamburg ab 1982 erstmals überregional einen Namen machen, erwarb sich dabei den Ruf eines strengen Verfechters des Persönlichkeitsschutzes und des Rechtes auf informationelle Selbstbestimmung. Der Rückkehr in das niedersächsische Innenministerium im Jahre 1990, nun als Staatssekretär, kam dies entgegen.

Damals galt Rot-Grün noch als Reformprojekt, und der frisch gewählte niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder hatte sich vorgenommen, die Reformkoalition als Erster über eine ganze Legislaturperiode zu bringen.

Der durchaus politische Beamte Schapper hatte im Innenministerium für Schröder auch so etwas wie eine Aufsichtsfunktion. Schließlich wurde das Haus von Gerhard Glogowski geführt, den Schröder aus Gründen des innerparteilichen Proporzes zwar in seinem Kabinett haben musste, der aber ein bekannter Freund des guten Tropfens war. Zum engeren Freundeskreis um Gerhard Schröder zählte Schapper trotz gelegentlicher Tennismatchs allerdings seinerzeit nicht.

Auch als Schröder als Bundeskanzler nach Bonn umzog, hieß es, Schapper wolle am liebsten Chef der Staatskanzlei in Hannover werden. Der Posten als Staatssekretär im Bundesinnenministerium war offenbar nicht seine erste Wahl. Vor allem unter Glogowski konnte Schapper als Staatssekretär sehr selbstständig agieren. Dass ein selbstständiger Beamter seinen Minister auch in Nöte bringen kann, hat nun Otto Schily im Zusammenhang mit der V-Mann-Affäre erfahren müssen. JÜRGEN VOGES

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