: Singende Kinder unerwünscht
■ Wenn Lieder zum Delikt werden: Hamburger PfadfinderInnen wurde im Hauptbahnhof mit Hausverbot gedroht
„Wo man singt, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen haben keine Lieder“. Diese russische Weisheit ist den Sicherheitsbeamten im Hamburger Hauptbahnhof offenbar nicht bekannt. Sie drohten mehrfach Hamburger PfadfinderInnengruppen mit Rausschmiss oder Hausverbot: Die Kinder und Jugendlichen wollten zum Abschluss ihrer Fahrten auf dem Bahnsteig oder in der Wandelhalle im Kreis zur Gitarre ein Lied singen.
„Früher gab es mit dem Singen auf dem Bahnhof keine Probleme“, erzählt Katriona Dannenberg, Gruppenleiterin im Pfadfinder- und Pfadfinderinnenbund Nord, „aber seit etwa einem Jahr geht es fast nie ohne Auseinandersetzungen. Inzwischen sagen wir den Kindern schon vorher, dass sie sich nicht irritieren lassen sollen.“ Keine leichte Aufgabe für eine Zehnjährige, wenn neben ihr ein Sicherheitsbeamter mit Schlagstock steht und mit der Polizei droht. Dabei ist das gemeinsame Abschlusslied nach der Ankunft am Hauptbahnhof für die PfadfinderInnen ein wichtiges pädagogisches Ritual, mit dem die Gruppen ihre Fahrt abschließen.
Für die Sicherheitsbeamten hingegen ist es ein Verstoß gegen die Hausordnung. „Es hat auch nichts genützt, ihnen zu erklären, dass wir nur ein Lied und nur für uns singen“, berichtet Katriona Danneberg. Man habe ihr gesagt, sie könnten ja auf dem Bahnhofsvorplatz singen. Was die 22-Jährige besonders ärgert: „Wir sind so gute Kunden bei der Bahn. Und dann wird man so behandelt.“
Bei der Bahn Service- & Sicherheits Gesellschaft (BSG) zeigt man sich auf Nachfrage sofort einsichtig: „Da waren wohl einige Angestellte übereifrig“, räumt Sprecher Ulrich Schecker ein. Zwar sei das Singen zur Gitarre tatsächlich ein Verstoß gegen die Hausordnung, „aber wir wollen ja nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen“: Zumal, wenn sie so schön zwitschern: Künftig, versichert Schecker, dürfen die PfadfinderInnengruppen in Ruhe ihr Abschlusslied im Hauptbahnhof singen: „Und ein schönes Lied motiviert dann sicherlich auch unsere Mitarbeiter.“ Heike Dierbach
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