: Folter auf Guantánamo
betr.: „Die Gäste vom Guantánamo Social Club“, Foto der Al-Qaida-Kämpfer auf der Wahrheit; „Breite Kritik an Käfighaltung für Taliban“, taz vom 23. 1. 02
Dieses Foto hätte auf die erste Seite gehört. Menschenrechtsverletzungen können mit ironischen Kommentaren auf der Wahrheit-Seite nicht angemessen behandelt werden.
Auf dem Bild sehen wir gefesselte, auf steinigem Boden knieende Menschen in Käfigen unter freiem Himmel: Gefangene der USA. Die Menschen können durch künstliche Vorrichtungen nichts sehen, nichts hören. Sie können die Hände nicht zum Fühlen benutzen. Jede Bewegung und jegliche Kommunikation wird darüber hinaus durch Handschellen und Knebelung unterbunden. Die Gefangenen sind gezielt der Methode der „sensorischen Deprivation“ unterworfen.
Vor allem amerikanische Psychologen haben die Folgen sensorischer Deprivation genau untersucht: Wird die Aufnahme sinnvoller Information über die Außenwelt reduziert oder unterbunden, verändern sich Denken, Körperschema und Bewusstsein. Kommen noch soziale Deprivation und erzwungene Bewegungslosigkeit hinzu, sind die Folgen in kürzester Zeit zerstörerisch für den Kern der Persönlichkeit; die Zersetzung äußert sich in Form von panischer Angst, Halluzinationen, psychotischen Zuständen. Dieses Wissen wird nun offensichtlich vom Militär gezielt als Methode der Kriegsführung eingesetzt.
Sensorische Deprivation ist Folter. Ihre Anwendung zielt auf psychische Vernichtung; sie ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Deutschland ist als Kriegspartner der USA auch dafür verantwortlich. GEORG RAMMER, Dipl.-Psychologe, Karlsruhe
Was sich die USA in Guantánamo auf Kuba erlauben, ist ein Skandal. Dort inhaftieren sie gefangene Taliban- und Al-Qaida-Kämpfer unter absolut menschenunwürdigen Haftbedingungen, gegen die ich hiermit vehement protestiere!
Man sah in den Medien, wie die Gefangenen in Gitterboxen in der Nähe von Moskitosümpfen festgehalten werden, an Händen und Füßen gefesselt, Augen, Mund und Ohren verbunden. Wer Menschen so behandelt, soll endlich aufhören, sich als zivilisiert darzustellen. In Guantánamo verletzen die USA Menschenrechte in eklatanter Weise!
Ich hoffe, dass Kanzler Schröders „uneingeschränkte Solidarität“ mit den USA angesichts der Vorfälle in Guantánomo endlich eine Grenze findet und er auf US-Präsident Bush jr. einzuwirken versucht, die Haftbedingungen dort deutlich zu verbessern. Andernfalls macht er sich mitschuldig. PAUL FRÖHLICH, Bremen
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