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Keine Spielchen

Kristin Heyne, parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, ist tot. Sie war eine Reala, aber keine Flügelfrau

Kristin Heyne war eine unwahrscheinliche Politikerin. Und besonders unwahrscheinlich war sie bei den Grünen. Denn in dieser Partei der langjährigen Flügelkämpfe setzte sich eigentlich nur durch, wer polarisierte.

Heyne wusste zwar, wie dieses Spielchen funktioniert – denn sie war eine begabte Strategin –, aber sie machte trotzdem nicht mit. Stattdessen tat sie etwas ganz Ungewöhnliches: Sie setzte einfach auf das bessere Argument. So schlicht.

Eigentlich hätte sie deswegen ein unbekanntes Mitglied an der Basis bleiben müssen. Aber unwahrscheinlicherweise kam es anders. Unwahrscheinlicherweise ist sie nicht Grundschullehrerin mit den Fächern Mathematik und Theologie geblieben.

Am Anfang hatte sie dies der Rotation und Frauenförderung in der Grün-Alternativen Liste (GAL) in Hamburg zu verdanken. 1989 zog sie als Mitglied einer reinen Frauenfraktion in die Bürgerschaft ein. 1994 war sie dann schon Hamburgs grüne Spitzenkandidatin für den Bundestag.

Auf Dauer konnte sich eben niemand der Kraft ihrer Argumente entziehen. Obwohl die Finanzpolitikerin eine Reala war, wurde sie auch von den Parteilinken geschätzt. Beide Flügel vertrauten ihr, glaubten ihr als Vermittlerin. Daher wählte die Bundestagsfraktion sie 1998 zur parlamentarischen Geschäftsführerin – und die Hamburger GAL wagte mit ihr eine beispiellose Strukturreform. Nach dem Wahldesaster im vergangenen Herbst wurden zwei urgrüne Prinzipien aufgegeben: die Trennung von Amt und Mandat und die Doppelspitze der Parteiführung. Nur so war es möglich, Kristin Heyne zur einzigen Vorsitzenden der GAL zu wählen. Sie sollte endlich die „organisierte Verantwortungslosigkeit“ beenden.

Dazu wird die kleine, zierliche, blond-blasse Politikerin nicht mehr kommen. Zweimal hat sie mit dem Krebs gekämpft, erfolgreich, wie es schien, nun ist sie im Alter von 49 Jahren daran gestorben. Die allein erziehende Mutter hinterlässt zwei Söhne; es wird sie beruhigt haben, dass sie auch den jüngsten fast bis zur Volljährigkeit begleiten konnte.

ULRIKE HERRMANN

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